Neuerscheinungen im Februar/ März 2009_________Emely und die Ausserirdischen.________Kinderbuch für Erwachsene_____________Die Rache des Quetzalcoat_______verrückte Reise ins Nirvana..
   
  Edition .Goldener Falke
  Deutsche in Amerika
 








Leseprobe

 

Deutsche in Amerika

1850 zog es auch den 48jährigen Mauerersgesellen Michael Zipfel (*28.5.1808) von Heuchelheim nach Amerika, und zwar ebenfalls nach Rochester NY. Das wird wohl kaum ein Zufall gewesen sein. Der Nachbar Ostmann war ja schon da, und  der Heuchlemer Zipfl, scheint nicht weniger trickreich gewesen zu sein, denn der foppte die Schlüsselfelder Amts-Heini` erneut. Die, respektive die königlich bayrische Bürokratie, hatten doch glatt dem Zipfel die Auswanderung untersagt. Aus welchen Gründen, ist leider nicht bekannt. Der Zipfel war ja nur ein schlichter Mauerer-Geselle, und wollte halt auch auf die Schnelle reich werden. Die Aussichten hierzu standen hierzulande äußerst schlecht, denn Mauerer gab es mehr wie Baustellen. Und reich werden konnte man in diesem Job sowieso nicht:

 „Ja leckt`s mi doch am Orsch, kein Bagger zum Fundament ausheben, keine Misch-maschin` für den Mörtl, kein Kran für für die Steine, wir Mauerer sind doch arme Schweine. Sommer wie Winter malochen wir  wie die Zwangsarbeiter in Ebrach, und was kriegen wir dafür hä?“

Viel haben sie nicht gekriegt für ihre schwere Arbeit, die Mauerergesellen, und deshalb hatte es der Zipfel mit seinen 48 Jahren auch nur zu einem Vermögen von 200 fl. gebracht. Dafür hätte sich sein Vater 50 Jahre früher noch 600 Pfund Butter kaufen können. Um 1800 betrug nämlich der Gegenwert eines fl. (Florin) immerhin noch 3 Pfund Butter. Nun im Jahre 1850 war es dem Zipfel wurscht, wie viel Butterbrote er sich für sein sauer Erspartes schmieren könnte. Er wollte offenbar besseres: Porterhouse Steaks vielleicht, oder T-Boone Steaks, Lobster, Seafoot, Ham and Eggs – alles Sachen die es in Rochester NY für ein paar Cents zu schnabulieren gab.

„Also ich gebe meine Kelle ab, und folge meinem Spezi Johann Ostmann, dann kann ich mich endlich Mal ordentlich satt essen“ hat sich der Zipfel gedacht, und auf den Weg zum Schlüsselfelder Rathaus gemacht, zwecks Auswanderungspapiere und so.

„Ja mei, Herr Zipfel sind wir froh, dass sie uns die Ehre geben, wo möchten sie denn gern hinreisen, etwa in ein fremdes Terrotorium, etwa gar ins Großherzogtum Baden hä, oder ins Königreich Preußen hä, oder warum denn nicht gleich ins Königreich Hannover hä? Wissen Sie überhaupt was Sie uns für eine Arbeit machen?  Können Sie sich vorstellen, was das kostet, so ein amtlicher Geburtsschein, und ein amtlicher Taufschein, und ein amtlicher Ledigenschein, und ein amtlicher Heiratsschein, und ein amtlicher Heimat- schein, ein amtlicher Gesundheitsschein, und ein amtlicher Reisepass, und ein amtlicher Auswanderugsschein, und ein...“

„He langsam du Bürohengst, ich besitze bereits einen „Wanderschein für`s Inn-und Ausland“ das heißt ich kann in ganz Deutschland ...“

„Paperlapapp, ein ganzes Deutschland gibt es nicht. Oder warst du Zipfel nie im Erdkundeunterricht hä?“

„Ach leck mich doch du Kalfaktor, ich kenne die deutschen Lande wie meine eigene Hosentasche, weil ich ein weitgereister Mauerersgeselle bin. Ich war schon in Berlin, und in Wien, und wo warst du Mauläffla hä? Bist schon Mal bis Nemberch kumma? Ham`s dir dei` Diri Dari im Puff abgnumma hä? Der Burgermaster soll kumma, mit dir red nimmer weiter.“

Folglich erschien der Herr Bürgermeister, und dachte er sieht Spuk und böse Geister, weil schließlich war doch er der Zipfel – und nicht der Andere? Ja Zefix, wer war jetztertla der Bürgermeister, und wer der Zipfl? Dieses Geheimnis ließ sich erst 150 Jahre später lüften, denn da war der Zipfel beides. So lange bis der Schlüsselfelder Zipfel der wichtigste Bürgermeister aller Zeiten wird, wollte der Heuchlemer Zipfel allerdings nicht warten:

 „Die Zeit drängt Leute, ich möchte heute meinen Auswanderungsschein, und morgen verlasse ich Heuchelheim, und dann setzte ich mich in einen Flieger rein, und fliege nach Amerika, was sagt ihr jetzertla hä?“

„Ah pah Zipfel, du spinnst doch total. Sauf es nächste Mal beim Heuchlemer-Ritter net wieder soviel Bier, nochertla hast a du a kana solcherna Haluzinationen mehr. Und glaub es uns du Spinner, es gibt keine Flieger, außer dir, weil du fliegst jetzt gleich raus hier.“

„Ja Moment amol, wo sind wir denn hier? Sind wir in anera Flugschule, odder im Schlüsselfelder Rathäusla hä?“

Diese Frage mag naiv geklungen haben damals, aber irgendwie scheint der Heuchlemer Zipfel ein weitsichtiger Mann gewesen zu sein. Aus dem Rathäuslein ist tatsächlich ein kleines Heimatmuseum geworden, und in dem kann man auch allerhand Pioniergerät aus den Anfängen der Fliegerei bewundern. In erster Linie so merkwürdige Apparate die sich zum Segelfliegen, oder besser noch, zu Bruchlandungen geeignet haben.

Unser Zipfel allerdings, der wollte mehr so mit einem Segelschiff in New York anlanden, aber diesen Spass mochten ihm die Schlüsselfelder Bürokraten nichts ums Verrecken gönnen. Mit anderen Worten, dem Zipfel wurde die Auswanderung strengstens verboten.

„Leckt`s mi am Orsch ihr Idioten“  hat sich der Zipfel gedacht, und heimlich aus dem Staub gemacht. Danach hat er das gleiche Kunststück vollbracht, wie sein Kumpel Ostmann. Er ist ohne gültige Papiere bis Rochester NY gelangt, und das war wirklich keine Einfache Sache damals. Die amerikanischen Einwanderungsbehörden waren nicht weniger streng wie heute – und wer von uns würde es schon schaffen sie mit gefälschten Papieren aus zu tricksen?

Die zwei Heuchlemer Spitzbuben haben es jedenfalls geschafft, und das ist schon sehr bewundernswert. Weitaus weniger Bewunderung verdient dagegen der Ratsbeschluß der Schlüsselfelder Stadtherren. Die waren total frustriert, weil der Zipfel sie so ausgeschmiert hat. Deswegen beschloß der Rat der Stadt, dass dem Zipfel sein gesamtes Vermögen beschlagnahmt wird. Besonders viel war`s ja nicht, aber immerhin, die Heuchelheimer Armencassa konnte es gut gebrauchen. Dieser wurde das Zipfel-Kapital zur Verfügung gestellt, mit der Maßgabe, dass es erst nach dem Tod des Flüchtlings, ohne Zins, an seine Erben herauszugeben sei. Im Prinzip eine Schweinerei -  aber solche Dinge passieren hin und wieder im Schlüsselfelder Ratshaus. Was aus dem Zipfel in Amerika geworden ist, kann man in etwa aus den Census-Listen herauslesen. Besonders viele Zipfel hat`s in Amerika nicht gegeben. Dafür aber wurde bei der Volkszählung Anno 1880 in New York, Manhattan eine Witwe namens Anna Zipfel registriert. Die stammte aus Germany, wo sie 1799 geboren war. Der Heuchelheimer Johannn Zipfel ist bekanntlich 1808 auf die Welt gekommen, was zwar bedeutet, dass die Anna ein paar Jährli älter war, als der Zipfls-Michl, aber das hat`s häufig gegeben. Recht viel mehr wie zwei kleine Zipfel hat der Auswanderer seiner ältlichen Witwe jedenfalls nicht hinterlassen. Die war bei der Vollszählung  bereits 81 Jahre alt, hat im Haushalt von ihrem Sohn Gantel Zipfel gewohnt, und ihren Lebensunterhalt als Hausiererin verdient. Ihr Sohn Gantel war 1824 auf die Welt gekommen, und der wusste sogar wo, nämlich in Bavaria. Wenn wir richtig kombinieren, dann war die Anna Zipfel bei der heimlichen Auswanderung ihres Mannes Michael Zipfel 51 Jahre alt, ihr Sohn Gantel 26, und ihr Sohn Andreas 18.  Es scheint, als hätte der Ältere den väterlichen Haushalt in Manhattan übernommen, während der Jüngere sich ein eigenes Dach über dem Kopf suchte. Ob so, oder so, jedenfalls haben die Zipfel Brüder bei der Volkszählung 1880 folgende Angaben gemacht:

 

1.) Gantel Zipfel, Haushaltsvorstand, verheiratet, Alter 56 Jahre, geboren in Bavaria, Geburtsort des Vaters: Bavaria, Geburtsort der Mutter: Bavaria, Beruf Schneider. Bei ihm wohnen: Carolina Zipfel, Ehefrau, Alter 54 Jahre, Beruf Hausfrau, geboren in Bavaria, Geburtsort des Vaters und der Mutter Bavaria.

Pauline Zipfel, Tochter, Alter 20 Jahre, geboren in New York, Beruf Rahmenmacherin, Geburtsort von Vater und Mutter Bavaria.

Anna Zipfel, geboren in Bavaria, Witwe, Alter 81 Jahre, Beruf  Hausiererin.

Carl Mayer, geboren in Baden, Alter 49 Jahre, Geburtsort des Vaters und der Mutter Baden, Beruf Rahmenmacher.

Daraus läßt sich wunderbar ablesen, dass der Zipfels Michl aus Heuchelheim wenige Jahre nach seiner Auswanderung, Frau und Kinder nachkommen ließ. Er selbst hatte sich bekanntlich 1850 in New York eingefunden, und dort hat 1860 schon seine Schwieger-tochter Carolione die kleine Pauline entbunden.

2.) Der Andreas Zipfel nannte sich nun Andrew und gab an: Haushaltsvorstand, verheiratet, Alter 48 Jahre, geboren in Bavaria, Geburtsort von Vater und Mutter Germany, Beruf: Arbeiter im Zucker-Haus. Bei ihm wohnten:

Mary Zipfel, Ehefrau, Alter 33 Jahre, geboren in Baden, Geburtsort von Vater und Mutter Germany, Beruf:  Hosen-Schneider.

Frank Conrad Zipfel, Sohn, Alter 11 Jahre, geboren in New York, Geburtsort von Vater und Mutter: Germany.

Anna Zipfel, Tochter, Alter 7 Jahre, geboren in New York, Geburtsort von Vater und Mutter: Germany.

John Zipfel, Sohn, Alter 1 Jahr, geboren in New York, Geburtsort von Vater und Mutter: Germany.

Aus dem kleinen John Zipfel und seinem Bruder Frank Conrad sind große starke Zipfel geworden, und solche findet man heute noch in Amerika...

 

1851 zog es den 32jährigen Schmiedemeister Nikolaus Schmitthammer aus Heuchelheim, mit seiner Frau Anna, nach Amerika. Aus seinem Auswanderungsantrag geht hervor, dass er am 9. 10. 1819 geboren war, und am 9.11. 1850 in Schlüsselfeld die Anna, geborene Hiltner aus Schwabach ehelichte. Der Familienname des Meister Schmitthammer`s verrät uns, dass seine Vorfahren tüchtige Hammerschmiede waren. Amerika, das Land der Siedler, Rancher und  Cowboys  muß seinerzeit für einen fleißigen Schmiedemeister ein wahres Eldorado gewesen sein. Pferde und Planwagen, von der East-bis zur Westcoast, und Arbeit für einen Schmied bis zum Abwinken. Wir werden trotzdem nie erfahren, was aus dem Nikolaus Schmitthammer geworden ist, denn er wurde bei der Volkszählung nicht erfasst. Das kann nur bedeuten, dass er vor 1880 verstorben ist.

In den US Census-Listen existiert lediglich die Familie eines Joseph Schmidthammer, geboren 1827 in Bavaria, und von Beruf Zimmermann. Dessen Ehefrau Maria, ebenfalls 53 Jahre alt, stammte auch aus Bayern. Das Ehepaar lebte in Altoona Blair, Pennsylvania und hatte 1880 folgende Kinder: Maria 25 Jahre alt, Francisca 21 Jahre, Anna 19 Jahre, John 12 Jahre und Rosa 9 Jahre.

Der älteste Sohn des Josef Schmidthammer, hieß ebenfalls Josef, war 1853 bereits in Pennsylvania geboren, von Beruf Zimmermann, und besaß bei der Volkszählung schon seinen eigenen Haushalt. In dem wohnten: Seine 22 Jahre alte Frau Kathe, geboren in Bavaria, und der 2jähriger Sohn John. Anhand des Geburtsjahres des Josef Schmidt-hammer jr. wird ersichtlich, dass die Familie vor 1853 ausgewandert ist, und es wäre denkbar, dass es sich um nahe Verwandte der Heuchelheimer Schmittbauer` handelte..

Einen anderen Zweig der Schmitthammer finden wir in Columbus, Franklin, Ohio. Dort lebte Anno 1880 eine Frau namens P. Schmitthammer, geboren 1832 in Germany. Vom Alter her, könnte die Dame also durchaus eine Schwester unserer Nikolaus Schmitt-hammer aus Heuchelheim gewesen sein.

In Nevada lebte die Margarethe Schmitthammer. Die war am 23. Dezember 1846 in Burghöchstadt, Mittelfranken, Germany geboren, und verheiratet mit dem Valentin Ruehl, geboren am 19.Juli 1850 in Flugshof, Mittelfranken, Bayern.

Eine Anna Schmitthammer lebte in Columbus, Franklin, Ohio, und die war am 22 Januar 1871 in Germany geboren. Ihr Vater war ein G. Schmitthammer, ihre Mutter die M. Huegelschafer. Die junge Frau heiratete am 4. Juni den Frederick Paas.

Daran erkennt man deutlich, dass die Erst-Einwanderer  immer wieder Verwandte aus Deutschland nach Amerika geholt haben. Dort ist es ihnen meistens wesentlich besser ergangen wie in ihrer alten Heimat. Viele haben ihr Glück gemacht – andere haben es zu nix gebracht. Die P. Schmitthammer aus good old Germany, hatte den Sprung nach ganz oben geschaft, denn die lebte anno 1880 im Haushalt des Dr. Chas A.Miller, in Hamilton/ Ohio.

Ja alles was recht ist, der Dr. Miller war mit einer M.O. Miller verheiratet, deren beide Elternteile aus Deutschland stammten. Der Sohn Charles M. (8 Jh.) und die Tochter Louisa lebten mit Papa und Mama Miller im feudalsten Anwesen weit und breit. Schätzungsweise hießen dem Herrn Doktor seine Vorfahren einst schlicht und einfach Müller. Ob so, oder so, jedenfalls leistete sich das wohlhabende Ehepaar allerhand deutsches Personal, so zum Beispiel den deutschen Koch William Kesting (28 Jh.)und die deutsche Köchin Kathe Steinmann (30 Jh.). Dazu den deutschstämmigen Kuhmelker Anthony Edstine (23Jh.), und den 18 Jährigen Farmhelfer William Edstine, sowie eine einheimische Waschfrau, einen Fahrer, drei Feuerwehrmänner,  einen Nachtwächter, eine Aufseherin, einen Pförtner, zwei Ärzte und 31 Pfleger. Dieses erlesene Personal sorgte sich in der Irrenanstalt „Longview Asylum, Hamilton/Ohio“ um das Wohlergehen von 114 „Verrückten.“ Von denen waren 64 weiblich, und 50 männlich. Eine große Anzahl der Irren stammte aus Irland, Italien, Österreich und Russland - und nicht weniger als 35 aus „Germany, Preußen, Bavaria und Baden.“  Was diese bedauernswerten Menschen in die Fänge des Dr. Chas A. Miller getrieben hat, ist im Einzelnen nicht bekannt. Um so bekannter sind die damligen Zustände in den Irrenanstalten. Die unterschieden sich in nichts von Zuchthäusern für Schwer-verbrecher. Bekannt ist weiterhin, dass die Einwanderer schon bei ihrer Ankunft in New York einwandfreie Gesundheitspapiere vorlegen mussten, und auch von einem Amtsarzt untersucht wurden. Das bedeutet, dass die nachfolgend genannten deutschen Insassen erst im Land ihrer Träume verrürückt geworden sind:

F.Underich, Hausfrau, 52 Jahre; Adolph Unger, Bürstenmacher 71 Jh.;

E. Wigart  Dienerin, 58 Jh.; Jakob Wagner, Schuhmacher 61 Jh.;

Mary Wessel 45 Jh.; F.W.Wogeding, Zimmermann 38 Jh.;

August Wriest, Wagenmacher 56 Jh.; Nicholas Wetzel, Arbeiter 37 Jh.,

Catherine Wester, Hausfrau 29 Jh.; Jacob Young, Arbeiter 55 Jh.,

Annie Zickner, 48 Jh.; Fred Zim, Zigarrenmacher 35 Jh.; Elisabeth Zorb 40 Jh.;

Gertrude Zwingstein 53 Jh.; Mary Schwertzer, 55 Jh.; Mary Shoo, 29 Jh.;

 P. Schmitthammer, Hausfrau 53 Jh.; Annie Strubbe, Hausfrau 53 Jh.;

Theodore Steiner, Zigarrenmacher 37 Jh.; Henry Sanders, Maler 31 Jh.;

Sophia Schaeffer, Hausfrau 45 Jh.; Lina Schlachter, Hausfrau 31 Jh.;

Elizabeth Timmer, Hausfrau 56 Jh.; .Margareth Thill, Dienerin 25 Jh.;

B.H. Thein, Töpfer 63 Jh.; J. Twachtman, Kellner 47 Jh.;

August Werner, Schrankschreiner  53 Jh.; J. Wiedemeier, Hausfrau 35 Jh.;

Phillip Walter, Arbeiter 35 Jh.; M. Wedding, Hausfrau 41 Jh.;

Henry Weber, Arbeiter 44 Jh.; W. Wenkner, Schneider 37 Jh.;

Henrietta Wann, Hausfrau 51 Jh.; Barbara Wost, Schneiderin 58 Jh.;

F. Wrampelmeier, Arbeiter 55 Jahre.

Diese Liste zeigt deutlich genug, dass nicht alle unserer Auswanderer in Amerika auf der Sonnenseite des Lebens standen. Manche sind  ganz und gar spurlos verschwunden, so wie beispielsweise der Schneidergeselle Johann Ossmann aus Heuchelheim, der anno 1852 gemeinsam mit der Familie des Nikolaus Meier den Sprung übers große Meer gewagt hat. Die Familie des Gutsbesitzers Meier hatte ja ihre 26jährige Tochter Margaretha, die 24jährige Barbara, und die 12jährige Katharina  mitgenommen. Mit deren Heirat ist der Name Meier verschwunden. Deshalb ist es unmöglich die Spur der Heuchelheimer Meier zu finden. Merkwürdigerweise findet sich aber auch vom damals 40jährigen Johann Ossmann keine Spur mehr. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass er vor 1880 ohne männlichen Nachkommen verstorben ist.

1852 im April war es mal wieder soweit für eine Auswanderfamilie aus Debersdorf. Der 51jährige Nikolaus Neubeck und seine 41jährige  Frau Anna Maria packten die Koffer. Mit ihnen reisten die 20jährige Tochter Margaretha, die 15jährige Barbara, sowie der 13jährige Conrad und der wenige Monate alte Thomas. Da die Eltern bei der Volkszählung nicht erfasst wurden, muß angenommen werden, dass auch sie vor 1880 verstorben sind. Die Töchter verlieren mit der Verheiratung automatisch ihren Familiennamen, so dass wir nur nach den Söhnen Conrad und Thomas Neubeck suchen können. Die wären bei der Volkszählung 41, beziehungsweise 28 Jahre alt gewesen. Merkwürdigerweise ist aber keiner der beiden Brüder registriert worden. Amtlich erfasst wurde hingegen die Familie des Georg Neubeck. Der wurde 1837 in Bayern geboren, war Kaufmann von Beruf, und mir einer 1842 in Missouri geborenen Johanna verheiratet. Die Familie lebte in Altenburg, Perry Missouri mit den Kindern die alle in Missouri geboren waren: Coera 10 Jh.; Bertha 7 Jh.; Emma 5 Jh., Louisa 3 Jh. und George 1 Jahr.

In Mickean, Erie, Pennsylvania lebte die Familie des 1838 in Bayern geborenen John Neubeck. Der war von Beruf Farm Arbeiter, und verheiratet mit der 1834 in Preußen geborenen Caroline. Die Kinder wurden alle in Pennsylvania geboren, nämlich: Mary 1864, John 1869, Emma 1871 und George 1873.

In Brooklyn New York lebte der 1852 in Bayern geborene John „Newbeck.“  Der war Schuhmacher von Beruf, und mit der 1849 ebenfalls in Bayern geborenen Maria verheiratet. Das Paar hatte zwei Mädchen: Katey 6 Jahre, und Luise 3 Jahre alt, beide geboren in Brooklyn. Tja Freunde, wer dort schon einmal war, und mit heiler Haut wieder nachhause gekommen ist, der fürchtet seither weder Tod, noch Teufel. Brooklyn war und ist ein verdammt heißes Pflaster. Aber wir Steigerwälder vertragen ja was. Ob die vorgenannten Neubecks/Newbecks tatsächlich die unsrigen waren, läßt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Franken war bekanntlich schon zu Zeiten Napoleons im Königreich Bayern aufgegangen, und deshalb wurden unsere Auswanderer drüben generell als Bayern registriert.

Anno 1880 wurden auch Neubecks aus Hessen Darmstadt und Baden gezählt und registriert. So zum Beispiel der 1842 in Hessen-Darmstad geborene Henry Neubeck. Der war Schlosser von Beruf, und mit der deutschstämmigen, 1843 in Pennsylvania geborenen Catherine verheiratet. Der Geburtsort des Vaters der Catherine wird mit Bayern angegeben, derjenige der Mutter war Baden. Der erste Sohn des Ehepaars Neubeck, namens Henry wurde 1872 in Maryland geboren. Die beiden jüngern, nämlich Adolph (*1875) und Francis (*1878) in Washington D.C.;

In Trenton, Mercer New York lebte bei der Volkszählung die Familie des 1845 in Baden geborenen Benedict Neubeck. Der war von Beruf Schuhmacher, und mit der 1846 in Bayern geborenen Philopoena verheiratet. Die beiden erste Söhne: Adolph (*1872) und George (*1874) wurden in New York geboren. Die Tochter Carolina (*1877) und der jüngste Sohn William (*1878) in Trenton/New Jersey.

In Wilkers Barre, Luzerne Pennsylvania lebte die Familie des Wilhelm Newbeck. Der war 1848 in Pennsylvania geboren, von Beruf Maler, und gab an, dass sein Vater in Germany,  seine Mutter in Pennsylvania geboren sei. Seine Frau Caroline war 1852 in Pennsylvanien geboren, ihr Vater war aus Irland, ihre Mutter aus Pennsylvanien. Die Familie hatte zwei Mädchen: Roberta 5 Jahre, und Annie 2 Jahre alt.

In New York wohnte die Familie des William Neubeck.  Der war dort anno 1853 geboren, von Beruf Metzger, und verheiratet mit der gleichaltrigen Christina. Die war in Italien zur Welt gekommen, und brachte ihre verwitwete Mutter Rosinna mit in den Haushalt.

Schließlich lebten in einem Haushalt in Chillocothe, Ross, Ohio noch der 1854 in Ohio geborene  Harry Neubeck  und die 1858 ebenfalls in Ohio geborene Laura Neubeck. Letztere gab an, dass ihr Vater und ihre Mutter in Ohio geboren seien, während der Harry den Geburtsort seiner Eltern auf Germany festlegte.

1852 im September packte auch die 54jährige Barbara Neubeck aus Debersdorf die Koffer um nach Amerika zu reisen. Sie war die geschiedene Ehefrau des Georg Sendner, und so schließt sich der Kreis wieder. 1844 war die Familie Ihres Bruders Nikolaus Neubeck  nach Amerika ausgewandert, und in den folgenden Jahren die Brüder ihres geschiedenen Mannes Georg Sendner. Deswegen gibt es die Nachkommen beider Familien bis auf den heutigen Tag...

 

1852 im April, hatte sich auch der ledige Schneidergeselle Johann Ossmann (*15.7.1812), Sohn des Georg Ossmann, und der Barbara, geb. Mayer aus Heuchelheim, auf die Weite Reise nach Amerika begeben. Ob er jemals dort angekommen, und was aus ihm geworden ist, steht in den Sternen. In den Zähllisten von 1880 jedenfalls, steht nicht das kleinste Wörtchen über ihn. Das bedeutet eigentlich, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gelebt hat. Auch nicht als Junggeselle, bei irgend einer bekannten oder unbekannten Familie, denn dort wurden auch die Untermieter und „Kostgänger“ sorgsam registriert. Da sich auch keine Nachkommen gleichen Namens finden, und selbst in den Sterbelisten nicht auftauchen, muß tatsächlich befürchtet werden, dass dem Johann Ossmann kein langes Leben beschieden war.

1852 war auch ein Schicksalsjahr für die Famile Lunz  aus Rambach. Also das muß man sich echt vorstellen Freunde: Da begibt sich doch tatsächlich der Witwer Johann Lunz mit seinen 10 Kindern auf die beschwehrliche Reise nach Amerika. Das Alter des Witwers und seiner Kinder ist leider nicht überliefert. Auch die Namen der Kinder fehlen. Trotzdem ist es in diesem Fall relativ einfach die Spur der „Rabier Lunz`n“ aufzunehmen. Wer nämlich anno 1852 10 Kinder mit auf die Reise genommen hat, dürfte ungefähr Jahrgang 1795/1800 gewesen sein. Die größten Kinder waren demnach bei ser Auswanderung schon erwachsen. Einige davon finden wir in den amerikanischen Volkszählungslisten tatsächlich wieder, nämlich: George *1826 Germany;  Michael *1843 Bavaria, und John Lunz *1852 Bavaria. Das bedeutet, daß der kleine Johann – genannt John- bei der Auswanderung gerade Mal 1 Jahr alt war, sein großer Bruder „George“ immerhin schon 26;  Der war es auch, der in der neuen Heimat eine Familie gründete, und zwar mit seiner 1830 in Germany geborenen Frau Mary. Mit ihr lebte der Schuhmacher George Lunz  in St. Louis/Missouri. Dort wurde bereits 1852 seine Tochter Mary geboren, 1862 die Tochter Cecilia und 1868 der George Lunz jr.; Zur Zeit der Volkszählung anno 1880 arbeitete die 18jährige  Cecilia in einer Buchbinderei und der 12jährige George jr. in einer Blechfarbrik. Bemerkenswerterweise lebte im Haushalt auch noch die in St.Louis geborene, 16jährige Schwester Josephine. Die arbeitete in einer Schuhfabrik – aber das erklärt uns nicht, wie der George Lunz plötzlich zu einer 38 Jahre jüngeren Schwester kommt? Zumal sein Vater Johann doch Witwer war. Außerdem nicht mehr der Jüngste. Zum Zeitpunkt der Josephine ihrer Geburt war der gute alte Johann Lunz aus Rambach gut und gerne 60 Jahre alt – und offenbar hat ihn die Musik in St. Louis so beflügelt, dass er der kleinen Josephine das Leben geschenkt hat: „Ja da bist platt Fat`s Domino hä?“  Vielleicht singt diese schwarze Boogie Woogie Legende deshalb so verschmitzt „ Hello Josephine, how do yo to?“

Der 1843 in Bavaria geborene Michael Lunz blieb in New York hängen arbeitete in einer Zuckerfrabrik, und ehelichte die 1841 in Bavaria geborene Barbara. Mit ihr zeugte er die Kinder: Mary *1872, und Catherine *1879.

Der kleine „John“ Lunz  zog weiter nach Allegheny/Pennsylvania, und arbeitete dort als Anstreicher. Seine Frau Annie war, so wie er, 1852 geboren, allerdings nicht in good old Germany, sondern In Pennsylvania. Ihr Vater war Franzose, ihre Mutter kam aus Baden.  Anno 1879 schwenkte die Annie ihrem Johnny die kleine Caldilia Lunz.

Außer den bisher genannten drei Brüdern, muß es noch einen vierten gegeben haben. Sein Name ist leider nicht bekannt, man hat nur aufgeschrieben, dass er und seine Frau aus Germany kamen. Jedenfalls hat der Vornamenlose Lunz 1854 in New Jersey seinen Sohn George gezeugt. Dann ist er wohl mit Frau und Sohn weitergezogen nach Matteson, Waupaca/Wisconsin. Dort kam 1867 der John P. Lunz zur Welt. Der lebte bei der Volkszählung im Haushalt seines älteren Bruders George, und der war ein Farmer. Seine Frau hieß Ida, war ein Jahr älter als er, und in Wisconsin geboren. Ihr Vater stammte aus Pennsylvania, ihre Mutter aus Massachusetts. Bei der Volkszählung anno 1880 waren der George und die Ida Lunz, stolze Eltern des 2jährigen John Henry Lunz...

 

1855 im September, verließ die ledige, knapp 20jährige Barbara Reuß (*9.12.1835), Tochter des Michael und der Magdalena Reuß, geb. Dennert, ihren Heimatort Heuchelheim, in Richtung Amerika. Ihre Aussichten, im „Wilden Westen“ einen schneidigen Hochzeiter zu finden, waren sicherlich hervorragend, denn dort waren Frauen Mangel-ware. Aber einfach blind in dieses Abenteuer hinein, wird sich die junge Frau wahr-scheinlich nicht gestürzt haben. Man darf vielmehr annehmen, dass auch sie Verwandte oder gute Bekannte in Amerika hatte. Und siehe da, die Reuß haben in Amerika eine Geschichte geschrieben, die uns bisher unbekannt war. Das heißt, sie gehören zu den frühesten Auswanderern die wir bislang ausfindig machen konnten. Da gab es nämlich einen Johann Christopher Reuß, und der ward 1752 in „Braack, Brunswick/Germany““ (Braunschweig) geboren. Nun mag der geneigte Leser fragen: „Ja  was hat denn in drei Teufels Namen ein Reuß aus Braack im Herzogtum Braunschweig mit einem Reuß aus dem Dörfchen Heuchelheim im Fürstbistum Würzburg zu tun?“ Auf Anhieb eigentlich nichts Freunde, doch vergesen wir nicht, dass es auch damals schon Leute gegeben hat, die weit in der Welt herumgekommen sind. Die früheste Nachricht über die Familie Reuß erfahren wir aus dem Aschbacher Kirchenbuch von 1718. Dort heißte es: „den 24. Februarij ist geboren, Juliana Reuß. Vater: Sebastian Reuß, Hintersaß  uff dem Hohn, Mutter: Juliana, geborene Engertin.“  Dem „Hintersaß“ (ärmlicher Zuwanderer) sein Vater scheint auch schon ihn Hohn gelebt zu heben, denn im Kirchenbuch von 1721 heißt es: Den 15ten Maij ist mit einer Christlichen Predigt beerdigt worden, Georg Wilhelm Reuß, Unterthan auff dem Hohn.“

 Am 15. Mai 1721 wurde mit einer christlichen Predigt beerdigt: „Georg Wilhelm Reuß, Unterthan auff dem Hohn.“

Vom schönen Dörfchen Hohn aus, scheinen die Reuß nach Heuchelheim verzogen zu sein, denn in den Aschbach/Hohner Katastern von 1812 und 1847 sind sie nicht registriert. Um so bemerkenswerter erscheint es uns, dass der Johann Christopher Reuß aus Braack bereits  1779 in York/Pennsylvania seine Frau Barbara ehelichte. Diese Lady hieß mit Geburtsnamen Schanck und war am 5. März 1757 in York/PA. geboren. Ihre Eltern waren der am 19. September in  „Ober Ryxinge, Fahlinger Amt, Germany“  geborene Josef Schanck und dessen Gattin Elizabeth Hoenise. Auch diese war in „Ober Ryxingen“ geboren, und zwar am 6. Januar 1719. Dort, in diesem Städtchen in „Wurtemburg Germany“  haben sich die beiden am 8. November 1740 das Ja-Wort gegeben. Bereits am 16. Dezember 1741 erblickte der kleine Johannes Schanck das Licht der schwäbischen Welt. Nun sagt man ja den Schwaben gerne nach, dass sie die deutschen Schotten wären. Was das Kindermachen angeht, war der Herr Schanck allerdings nicht geizig, denn er hat immerhin eine komplette Fußballmannschaft gezeugt. Fünf seiner Sprösslinge waren echte „Schwäbele.“ Das letzte davon ist am 9. September 1750 in Ober Ryxingen zur Welt gekommen. Das nächste Kind wurde am 27. Januar 1753 in York/Pennsylvania geboren, und dadurch lässt sich die Auswanderung der Schanck Family ziemlich exakt datieren. Als siebtes Kind erblickte schließlich am 5. März 1757 die Barbara Schanck das Licht der Welt bereits in Pennsylvania. Das war prima für unseren Johann Christopher Reuß, denn der trat anno 1779 am 27. November in Little York/Pennsylvania mit der schönen Barbara vor den Traualtar. Ein Sexmuffel schien er nicht unbedingt gewesen zu sein, der Mister Reuß,  denn er schenkte seiner Frau sieben Kindlein. Das erste davon schon knapp vier Wochen nach der Hochzeitsnacht. „Stille Nacht, heilige Nacht, der Herr hat schon wieder ein Wunder vollbracht“  - frohlockte der Kindsvater, denn genau in der Christnacht vom 24. Dezember 1779 ist der kleine Christian Reuß zur Welt gekommen. Nicht in einem Stall zu Bethlehem, sondern in einem Holzhäuschen in Little York/Pennsylvania.

1782 am 23. Februar  gebar die Frau Reuß ein Mädchen, welches am gleichen Tag verstarb.

1783 am 27. Juli kam der kleine Jacob zur Welt,  und dann besann sich der Johann Christopher Reuß darauf, dass es möglicherweise in Knowlton Hope, Warren/New Jersey interessanter sein könnte als in Little York. Folglich wurden die nächsten Kinder alle in Knowlton Hope geboren, und zwar:

1786 den 9. Dezember, Anna Elizabeth,

1787 den 26. November, Anna-Marie “Polly”  Maria Catharina,

1790 den 2. Februar, Johann Cristopher,

1792 den 1. August, Anna Maria Catherina,

1795 den 1. März, Maria Barbara,

1799 den 8. April, Johann Friedrich.

Es scheint, dass der Johann Cristopher Reuß aus Braack/Germany kein großer Krieger war, denn bekanntlich tobte ja von 1775 bis 1783 der amerikanische Unabhängigkeits-krieg, in dem auch tausende deutscher-Pennsylvania Einwanderer freiwillig gegen die Engländer kämpften. An der Seite Englands kämpften unfreiwillig 2.353 Franken, aus den Regimentern des Ansbacher Markgrafen. 479 von ihnen mussten ihr Leben für die Freiheit und Unabhängigkeit Amerikas geben. Eine große Anzahl fränkischer  Soldaten verspürte nach Kriegsende nicht die geringste Lust, in das alte Elend zurück zu kehren. Deshalb haben sich tatsächlich 679 seitlich in die Büsche geschlagen und sind für immer in Amerika geblieben.

In den deutschen Landen lag das „Alte Reich“ zu jener Zeit gerade  in seinen letzten Zuckungen. Welcher Geisteblitz den Johann Christoph N. Reuß durchzuckte, als er zum erstenmal Bamberg gesehen hat, ist nicht überliefert. Wir wissen lediglich, dass er im Jahre 1790 in Bamberg geboren wurde. Über seine Eltern ist nichts bekannt. Verwandt mit dem Auswanderer Johann Christopher Reuß, müssen sie jedenfalls gewesen sein, denn die Vornamen Johann, Christoph und Nikolaus ziehen sich bis heute wie ein roter Faden durch die Familiengeschichte der Reuß.`

Unser, im Jahre 1790 in Bamberg geborener Johann Christoph N.Reuß ehelichte jedenfalls eine junge Frau namens Barbara Martin. Von der weiß man nur, dass sie 1794 geboren war. Dem Ehepaar wurde am 22. Oktober 1816 in Bamberg ein Söhnlein geschenkt, welchem man selbstverständlich den Namen Johann Nikolaus gegeben hat. Bedauerlicherweise hat der Knabe seinen Vater früh verloren. Der ist am 1. April 1828 in „Bamberg, Bavaria/Germany“ verstorben. Ein besonders gelungener Aprilscherz war das sicherlich nicht, denn wer stirbt schon gern mit 38 Jahren und läßt Frau und Kind zurück?

Wie schon erwähnt, sind die Reuß zweifellos ein sehr wanderfreudiges Geschlecht. Deshalb suchte sich der junge Johann Nikolaus eine Frau aus „Kiel, Schleswig-Holstein/Prussia.“  Die hieß Elizabeth C. Eyser, und war am 13. November 1829 in Kiel geboren. Und wie das Leben eben so spielt Freunde, dem Johann Nikolaus Reuß aus Bamberg seine Mutter vertarb am 7. April 1850 - und ihr Enkelsohn wurde am 20. Juni in Kiel geboren, und auf den Namen Carl Ludwig getauft. Seine Mutter verstarb am 11. März 1911, sein Vater am 22. September in Eutin Schleswig-Holstein.

Damit ist zwar nicht hinreichend geklärt, auf welchen Wegen der Michael Reuß nach Heuchelheim gekommen ist. Vermutlich war er ein naher Verwandter des „Bamberger Reuß.“  Und weil die doch immer noch in Amerika eine große Verwandtschaft hatten, darf man eigentlich sicher sein, dass die junge Barbara Reuß aus Heuchelheim nicht mutterseelen-allein in der „Neuen Welt“ herumgeirrt ist...

 

1856 machte sich der ledige, 25jährige Georg Kohler aus Heuchelheim, auf nach Amerika. Der junge Mann war am 21.1.1831 zur Welt gekommen – und die mag wohl nicht sonderlich rosig für ihn ausgesehen haben. Sein Vater war ein gewisser Friedrich Seyer, seine Mutter die Schäferstochter Elisabetha Kohler aus Aschbach. Im Ur-Kataster von 1812 ist der Paul  Kohler auf dem Söldengütlein mit der Nummer 89 in Hohn am Berg eingetragen. Er dürfte vermutlich der Großvater des jungen Auswanderers Georg Kohler gewesen sein.  Bis zu seiner Auswanderung mußte sich der uneheliche „Kohlers Schorsch“ als Taglöhner durchs Leben schlagen. „Meine Vorfahren werden es besser gehabt haben“  vermutete  der arme Teufel, aber das war ein Trugschluß. Alleine schon aus dem Namen Kohler läßt sich nämlich ableiten, dass diese „feuerigen Männli“ noch ärmer dran waren als er. Und weil wir gerade bei den  Aschbier Kohler sind:  Die hält jedes Kind für uralt-eingesessen, obwohl das gar nicht stimmt. Der Name taucht nämlich erstmals im Kataster von 1812 auf, und zwar in Hohn am Berg. Dort besaß der erwähnte Paul Kohler ein Söldengütlein. Anno 1847 finden wir weder in Hohn, noch in Aschbach einen Kohler verzeichnet. Man darf  getrost davon ausgehen, dass die Kataster-Beamten ihren Job sorgfältiger gemacht haben, als die Schreiber der Auswanderungslisten. Wenn letztere also vermerken, dass die Mutter des 1831 geborenen Georg Kohler eine Aschbacher Schäferstochter sei, dann kann es sich hierbei  eigentlich nur um eine junge Frau aus Hohn am Berg gehandelt haben. Hohn gehörte zur Verwaltungsgemeinde Aschbach, aber dafür hat sich der junge Kohlers Schorsch nix kaufen können. Der war einmal in der Großstadt Schlüsselfeld, und seither wollte er hinaus in die große weite Welt. Dieses Verlangen wurde mit jeder neuen Nachricht aus Amerika stärker und stärker. Also da kamen Nachrichten aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die hätten den stärksten Neger vom Hocker gehauen. Alles da drüben in der Neuen Welt war hundertmal größer und schöner, alles war very mutch easier – schrieb der Zipfels Michl aus New York. Und was ein Zipfel schreibt, war ist und bleibt die pure Reality. Deshalb hat wohl der fernwehkranke Schorsch Kohler sein gesamtes Erbteil in eine Schiffspassage investiert, und ist abmarschiert nach Bremen. Dort konnte er den letzten Schluck deutsches Bier zu sich nehmen, und dann begann die qualvolle Reise auf See. An der sind schon die Soldaten des Ansbacher Markrafen halber eingegangen damals, als sie auf Seiten der Engländer gegen die Ami`s kämpfen mussten. Was aber ein echter Steigerwälder Naturbursche ist, der hält alles aus – meinte der junge Kohler, und das war das Letzte was man von ihm gehört hat. Niemand weiß, ob der junge Mann die weite Reise tatsächlich überstand. In den Zähllisten von 1880 ist  jedenfalls weder er, noch ein Nachkomme von ihm registriert. Das ist eigentlich schade, denn wir hätten gerne eine Verbindung zu einem Mister Antony Kohler hergestellt. Das ist der älteste Kohler den wir in Pennsylvanien gefunden haben. Er muß ein Mann der ersten Stunde gewesen sein, denn sein Geburtsdatum liegt so um 1698 herum. Er war verheiratet mit einer Marie Barbara, deren Familiennamen unbekannt blieb. Man weiß nur, dass sie um 1725 geboren ist, und am 16.Oktober 1755 in Pennsylvanien einen Johannes George Klinefelder geheiratet hat. Anno 1726 ist in Richmond Berks/ PY auch ein Johannes Kohler geboren. Der ehelichte 1749 eine Anna Maria Haaf Hassin. Diese Lady war im gleichen Ort geboren, und zwar am 27. September 1728. Zeugungskräftig wie die „feuerigen Männli“ nun mal sind, produzierte der Johannes Kohler 10 Kinder. Aus dieser Mannschaft ist schnell eine große Sippe geworden. Da wir jedoch  nicht wissen, aus welcher Gegend die Kohlers eingewandert sind, lässt sich eine ähnliche Verbindung wie im Fall Reuß` leider nicht nachvollziehen...

 

1857 im Februar, begab sich die ledige Dienstmagd Helena Gegner aus Hohn am Berg auf ein Segelschiff, mit dem Ziel Amerika. Ob sie sich dort alleine durchschlagen mußte, kann niemand mit Sicherheit sagen. Wir tendieren jedoch zu der Meinung, dass unsere jungen Auswanderinnen in vielen Fällen, irgendeine Bezugsperson in Amerika hatten. Im Ur-Kataster von 1812 wurden die Häuser von Aschbach bis Hohn noch durchgehend nummeriert. Im Söldengut mit der Nummer 90 lebte damals die Witwe des Georg Gegner. Im Kataster aus dem Jahr 1847 werden die Häuser in Hohn separat nummeriert. Auf der Sölde Nummero 9, saß damals der Paul Gegner, und auf dem Söldengut Nummero 32 in Aschbach der Phillip Gegner. Der Paul Gegner in Hohn hatte einen Sohn namens Johann und drei Mädchen, nämlich die Helena, Amalie und Margarethe. Der Auswanderungsliste zufolge sollen nur zwei dieser Mädels ausgewandert sein. Die im Staats-Archiv Bamberg aufbewahrten Unterlagen beweisen jedoch, dass alle drei nach Nordamerika ausgewandert sind. Als erste zunächst die Helena, und die hat mit größter Wahrscheinlichkeit ihre Bezugsperson in Amerika gefunden. Dort lebte nämlich ein gewisser John V. Gegner aus Bavaria. Der war im Jahr 1812 geboren, und dürfte so um 1845/46 in New York angekommen sein. Dort wurde jedenfalls 1846 sein Sohn John geboren. Von welcher Frau ist leider nicht festgehalten, weil der der John V. Gegner in den späteren Zähllisten nur als Witwer geführt wurde. Dass er zweifellos der  Johann Gegner  aus Hohn am Berg war, ist völlig klar. Im Jahr  1857 traf seine Schwester Helena in New York ein, und begleitete ihn wahrscheinlich auf dem Weg westwärts, nämlich in die Stadt, die zur zweiten Heimat für viele Steigerwälder werden sollte: Columbus Franklin/Ohio. Dort heiratete der John Gegner jr. die 1858 geborene Minna. Deren Eltern stammten aus Sachsen, und dort sollen ja die hübschen Mädchen auf den Bäumen wachsen. Vielleicht hat der John jr. seinen Lebensunterhalt deshalb als Gärtner verdient? In Columbus gibt’s Parkanlagen Freunde, dagegen ist der Aschbier Schlosspark ein Spielplatz für Liliputaner. Also ein guter Gärtner kann sich da austoben bis zum geht nicht mehr. Gut war der junge Gegner sicher, denn wer verstünde mehr von Feld, Wald und Wiese wie ein Naturbursche aus dem Steigerwald?  Goddamm, der junge Gegner war doch in new York geboren - aber that max nix, schließlich war sein Vater ja auch noch da. Und die Tante Helena dazu. Fränkische Mädchen wachsen zwar nicht auf den Bäumen, aber so schön wie die Girls aus Sachsen sind sie allemal. Und anpacken können sie auch.

 „Also packen wir es an, es gibt viel zu tun“ säuselte die sächsische Schwägerin, und schielte dabei zum Ehebett hin. In dieser Hinsicht hat der Mister Gegner Junior allerdings keine Ehre für uns fränkischen Männer eingelegt. Ob es jemals funktioniert hat mit seiner Fortpflanzung ist sehr fraglich, denn 1880 bei der Volkszählung zählte er schon 34 Lenze, aber im Kindbett hatte sich noch nichts zählbares eingefunden. Seine Schwester Helena, scheint ihr Glück noch vor der großen Zählorgie anderswo gefunden zu haben, denn im Hause des Johann Gegner jr. wurde nur er, und seine Frau, und der mittlerweile 68jährige Witwer Johann V. Gegner gezählt.

„Also bei aller Liebe my dear Lieblingssohn, du solltest mir schon mindestens einen handfesten Enkel schenken, sonst war doch die ganze Auswanderung für die Katz, to you underständ me, the whole Imidings, the Imigräschn was was fort the  Cat“  moserte der John V. Gegner Senjor, und das kann man gut verstehen, denn wenn man in Amerika eine Familien Dynastie aufbauen möchte, braucht man selbst dort einen Stammhalter.

Dass es mit der Gegner-Dynastie doch irgendwie geklappt hat, liegt daran, dass die Gegner halt toughe Boys waren. Wer „in the Heart of the Steyger-Forrest“ aufgewachsen ist, meistert jedes Problem, und wer  aus Hohn on the Hill kommt, der fürchtet weder Tod noch Devil: „Goddamm Boys, remember the Time, wo unsere Grandfather hat gefigthtet against the van Pulnitz äh? Remember how we finished the dammned Mulitor äh?

Okay, der „Mulitor“ dieser dammned Hundslump, betrachtete mittlerweile die Radieschen von unten. Es gab no van Pulnitz Justiz anymore from the Bruderkreuz bis up to the Kummelbaechlein by Heuchelheim, but the Time was still very lausy. Am lausigsten in Aschbi. Dort auf dem Söldengut Nummero 32, saß trübsinnig der Eduard Gegner.  Der war 1834 geboren, und frisch genug für die Reise nach Übersee: „Ade ihr lieben Leut` euer Eddy fährt heut nach Amerika“ prahlte der  Aschbier Kleinbauer – aber ein Gegner prahlt im Prinzip nie. Der macht sich auf nach Albany, und das geht ungefär so:

Also erstmal gehst zum Kaiserbeck und kaufst dir einen Eierweck. Anschließend gehst zum Metzgermeister Jonathan Fleischmann, und holst dir einen Zipfl Fleischwurst. Zwecks Bekämpfung von Durst, Hunger und Fernweh, hockst dich nochertla zum Adlerwirt, und rufst: „he  Schorsch Hahn, mein guter Mann, schaff einmal ein Mäßla ran.“

Mit so einer einzigen Maß Bier verschaffst du dir beim Adler Wirt natürlich keinen großen Respekt. Also da musst schon noch a paar Mäßli saufen, nochertla kannst zum Rathäusla laufen – wennst noch kannst. Falls ja, torkelst zur Eingangstür hinein, öffnest die rechte Tür, und wer steht vor dir? Ein großer dürrer Mann. Der hat einen schäbigen schwarzen Anzug an, und du denkst dir Mann oh Mann, seit wann haben wir zwei Bürgermeister hä? Sobald  deine Augen wieder klarer werden, reißt du dich am Riemen, und sagst: „Grüß Gott Herr Zipfel...“

„Jesses Gott guter Mann, seh ich aus wie ein Zipfel hä? Ja wissen sie denn nicht wer vor ihnen steht? Ich bin doch der Herr Lehrer, sie stören meinen Unterricht.“

„Nix für Ungut Herr Leerer, hicks, ich bin voll.“

Weilst aber jetzt schon mal da bist im Marktgemeinde-Verwaltungszentrum, drehst dich um, steigst die Treppe hoch, und probierst es an der nächsten Tür: „Grüß Gott Herr königlich bayerischer Marktschreier, hicks, ich bin der Auswanderer, verstehns?“

„Nein mein Sohn, ich unterrichte gerade die Schüler aus Hohn und Aschbach im Fach   Religion, weil ich der Herr Pfarrer bin.“

„Ja leck, hicks, ja varreck, äh Verzeihung Herr Pfarrer, sie hier und der Bürgermeister in der Kirche oder wie?“

„Unsinn mein Sohn, der Herr Marktbürgermeister sitzt einen Stock tiefer.“

„Aha sitzt hä, hams ihn eingsperrt hä? Ja Sakra hicks, ja wer macht mir jetztertla meine Dingsda, meine Papiere auf den Stempel, hicks?“

„Der Herr wird`s schon richten mein Sohn, von mir kannst du allenfalls die Absolution erhalten, für die weltlichen Dinge ist die Behörde zuständig.“

„Aha versteh Herr Pfarrer, also nix für ungut“ -  und dann versuchst du es endlich an der richtigen Türe. Das ist die dritte, und mehr gibt’s  `eh nicht. „Dunnerkeil, dös Schild hob a ich ganz übersehn gehabt. Da stehts doch groß und deutlich: Königlich bayerisches Marktbürgermeisteramt, hicks, Einlaß nur nach Auslaß, hicks, äh nach Aufforderung. Vorher bitte anklopfen.“  Also klopfst du, und wartest auf ein Echo. Es kommt aber keines. Du wartest, wackeltst in den Knien, fasst dir ein Herz und klopft ein zweites Mal. Diesmal aber schon kraftiger. Und was passiert? Das Gleiche wie vorher, nämlich nix. Zefix, hat denn der Herr königlich bayerische Markedender wirklich so viel zu tun hä? Also jetzt pochst du zum dritten Mal – und schon meldet sich eine Stimme: „Ja wer macht denn hier so einen Lärm?“

„Ich bins der Dings hicks, der Ausreißer, äh der Aus...“

„Ja dann kommen`s doch endlich rein, und hörn sie auf so herum zu schrein.“

Also hältst du die Schnautze, öffnest die Türe zum Allerheiligsten, und rufst sofort: „Grüß Gott Herr königlich bayerischer Marktforscher, ich bin der Aussiedler“ – und dann guckst du, und dann denkst du, na nu seit wann haben wir denn eine Markedenderin hä? Odder sind`s gar zwei, die ich da so vor mir sehe? Und dann klingt eine Stimme an dein Ohr, und die säußelt: „Tagchen, ich bin die Kanzleichefin des Herrn königlich bayerischen..“

Und du denkst du bist im falschen Film, weil größer wie ein Kinderzimmer ist das Kabuff ja nicht. Ob das an dem sogenannten „Tunnelblick“ liegt, der einem  nach reichlichem Alkohlgenuß heimsuchen soll? „Ah pah, dös Rathauszimmerla is so kla wie es ausschaut, und da hinter der Holzzbarriere da sitzt er doch der Holzkopf, hicks, äh der königlich bayerische ...und du reißt dir den Hut vom Kopf, knallst die Hacken zusammen, legst die Hände an die Hosennaht und rufst deutlich vernehmlich:

„Grüß Gott Herr königlich bayerischer Zipfel, äh Marktbürgermeister, hicks, ich bin der Ausreisser, äh der Gegner.“

„Wer ist ihr Gegner?“

„Ich bin meiner,  hicks, ah Quatsch, ich suche einen Gegner in Nef York.“

„Den Joe Louis?“

„Schmarrn, äh Verzeihung Herr bayerischer König, hicks, äh Herr königlich bayerischer Meisterbürger, hicks, Bürgermeister, mein Name ist Gegner, Edward Gegner, hicks, und ich bitte untertänigst um die allergnädigste Genehmigung zwecks Auswanderung nach Amerika.“

„So, so Amerika, ja wie denn, was denn, wo denn, Nordamerika, Südamerika, Lateinamerika?“

„Latein hat mich das Herr Leerer nicht geleert, hicks, und außerdem will ich nach Nef York.“

„Aha, Männhättän hä? Broad Way hä? Oder gar mit die Nutten in Brooklyn herumziehn? Dafür braucht er nicht bis Amerika  segeln. Vögeln kann er einfacher und billiger hinter der Frauentormauer in Nürnberg. Also da braucht er nur in die Postkutsche nach Schlüsselfeld, und dann weiter über ...“

„Halt Bürgermeister, halt du königlich bayerischer Suppenkasper, ich will net ins Puff, ich will zum Buffalo Bill, hicks, äh zu die Indianer, hicks die Amerikaner, verstehst dös du Döskopf?“

„Ja freili versteh i di` warum sagst denn dös net gleich, und warum überhaupt so förmlich alter Spezi, ja kennst mi denn heut ganz und gar net, ich bin doch der Metzlers Schorsch. Heiland Sakra hast  wieder a wengla zu tief ins Krügla hä?“

„Ja tatsächlich, ja Kreizdunnerkeil, du bist es Schorsch, ja leck mi am Orsch, seit wann bist denn du ein bayerischer König, äh ein königlicher Bayer hä?

Im Prinzip war der Georg Metzler weder das Eine, noch das Andere, sondern ein solider Aschbier. Die waren dratitionell alles Andere, nur keine Bayern. Der Lederhosen Monarchie war es bekanntlich erst 1807 gelungen, die henneberg-fränkische Bastion Aschbach/Hohn zu okkupieren. Fünf Jahre später haben dem Bayern-Kini seine eifrigen Beamten das Aschbacher Ur-Kataster angelegt, und in dem finden wir schon den Jakob Metzler. Der residierte im Tropfhaus Nummero 41. Im nächsten Kataster, anno 1847 finden wir unter der Hausnummer 29 b, den Mauerer Nicolaus Metzler. Aus dem seinen Sohn Georg wurde ein Mauerermeister, und so ganz nebenbei ein Bürgermeister. Diese braven Männer waren damals längtst noch keine angestellten oder beamteten Faulenzer. Die führten ihre Amtsgeschäfte mehr so nebenher, und das war ganz schön schwer. Verwalte doch ersteinmal Jemand so eine illustre Ortsgemeinde mit ganzen 540 Ein-wohnern, von denen über 20% Juden sind. Der Rest teilt sich fast gleichmäßig auf in Katholiken und Protestanten, und von letzteren alleine hausen 16 Familien in Hohn am Berg. Die Juden haben ihren Rabbi, die Katholiken ihren Kuratius, die Protestanten ihren Pfarrer, und jeder will was anderes, aber alle wollen das Gleiche, nämlich eine volle Schüssel. Die kann der Hausherr aber nur dann auf den Tisch stellen, wenn er eine halbwegs einträgliche Landwirtschaft betreibt. In diesen Genuß sind die wenigsten gekommen, weil anno 1848 hat der Bayern Kini den Herren von Pölnitz zwar ihr Patrimonial Gericht weggenomen, mehr aber auch nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass die Pölnitz komfortabel abgefunden worden sind, darf man nicht vergessen, dass ihnen nach wie vor, Wald und Flur vom Bruderkreuz bis Heuchelheim gehörten. Deswegen war viel zu wenig wenig Landwirtschaftsfläche da, und deshalb ernährten sich die Kleinbauern äußerst mühsam. Noch weitaus ärmer waren die Taglöhner dran. Mindestens zehn Familienväter mussten alleine in Aschbach ihren Anhang praktisch „von der Hand im Mund“ ernähren. Mindestens fünf Aschbacher Juden mussten ihre Familien als „Handelsmänner“ sprich Hausierer über Wasser halten. Alle anderen, egal ob Christen oder Juden, waren  Söldengütler, und Kleingewerbetreibende. Kein Wunder also, dass es so viele fort getrieben hat, in die Fremde. So wie halt unseren guten Eduard Gegner auch. Der hatte 1823 in Aschbi das Licht der hungernden Welt erblickt, und folglich war er im gestandenen Alter von 34 Jahren, als er in New York vom Segelschiff getorkelt ist. Sein etwas unsicherer Schritt, lag aber keinesfalls am Alkohol, sondern an der üblichen Seekrankheit. Weil aber der Eduard kein Seemann werden wollte, schaute er sich im Staate New York erst nach einer Frau, und dann nach einer Farm um. Die Farm schien damals wichtiger gewesen zu sein, denn von ihr wissen wir, dass sie in Watervliet Albany/ New York lag. Den Namen der Farmerin kennen wir nicht, dafür aber die seiner drei in NY geborenen Kinder: Jenny (* 1860), Louisa (* 1861) und Edward (* 1868). Bei der Volkszählung anno 1880 war der 57jährige Eddy bereits verwitwet. Seine Kinder arbeiteten auf der Farm, und als zünftiger Mann aus dem Lande Bayern, leistete sich der Eddy zwei Preußen als Cowboys, nämlich den 55jährigen Frank Rosa, und den 20jährigen Nicolas Stine.

Eine Generation später rückten die nächsten Gegner aus Bavaria an. Allen voran der 1841 geborene John W. Gegner. Der war auch ein Farmer, und ehelichte die 1847 in Bavaria geborene Eliza. Mit der zeugte er in Oskaloosa, Mahaska/Iowa drei Kinder, nämlich die 1873 geborene Curnie, den 1874 geborenen George, und die 1877 geborene Maggi. Mit den Preußen hat`s der smarte Johnny W. offenbar nicht so sehr gehabt. Deswegen beschäftigte er  als Magd die Mrs. A. King.  Die war anno 1836 in Bavaria geboren und hatte ein kleines Mädchen namens Mary bei sich. Dieses Kind war 1875 in Oskaloosa  zur Welt gekommen, und kurze Zeit später war ihre Mutter auch schon Witwe.

Wie gesagt, ein Gegner kommt selten allein, und deshalb fand sich auch der 1845 in Bavaria geborene Conrad Gegner in Oskaloosa /IA ein. Irgendwie haben es die Gegner mit den Sachsen, denn der gute Conny ehelichte die 1856 in „Saxony“ geborene Lizzi. Die schenkte dem Farmer Conny  zwei Buben, nämlich 1876 den John, und 1879 den Henry.  Als Magd durfte sich die 1863 in Bavaria geborene Hurway King ihre Dollars verdienen. Bei diesem 17jährigen Mädchen scheint es sich um eine weitere Tochter der Mrs. A. King gehandelt zu haben. Nun ist „King“ ja kein typisch bayerischer Name, weshalb es eigentlich nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder die Familie hieß hierzulande König, oder aber der verstorbene Mister King hatte das Mädchen als seine Stieftochter angenommen.

 

Der nächste Farmer in Colerein, Hamilton/Ohio war der 1847 in Bavaria geborene  Matthäus (Matthew) Gegner. Der heiratete die Halbamerikanerin Mary. Die war 1852 in Ohio geboren, ihr Vater stammte aus Hannover, ihre Mutter aus Ohio. Mit ihr zeugte der „Matthew“ zwei Söhne und zwei Töchter, nämlich: 1873 die Edna, 1875 den Frederik, 1873 den Charles, und 1879 die Margarethe. Als Kesselflicker durfte sich der 44jährige Frederick Wilhelm Plece aus der Schweiz sein Geld auf der Farm verdienen, und als Magd die 20jährige Hannah Snyder aus Irland.

 

So um 1873 herum erfolgte ein erneuter Ruf von Oskaloosa, Mahaska/Iowa nach Bavaria. Der erreichte auch prompt den 1851 geborenen George Gegner. Der schiffte sofort übers Meer und wurde zur Abwechslung mal kein Farmer, und auch kein Gärtner, sondern Schrotthändler. Als solcher lebte er mit seiner 1856 in Bavaria geborenen Frau Maggie, und dem 1873 in Oskaloosa geborenem Sohn William, anscheinend glücklich und zufrieden.

Unsere 1857 aus Hohn am Berg ausgewanderte Dienstmagd Helena Gegner dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit ihren Lebensunterhalt zunächst auf der Farm eines der vorgenannten Onkels und Tanten verdient haben. Es ist anzunehmen, dass sie vor 1880 geheiratet hat, und deshalb lässt sich ihr Name in den Zähllisten nicht finden...

 

1857 im Wonnemonat Mai war es mit der Warterei auf eine Auswanderungs-Genehmigung für die Justinia Margaretha Dallner aus Heuchelheim endlich vorbei. Die Eltern dieser 23jährigen Frau, waren der Weber Leonhard Dallner und seine Frau Margaretha. Im Aschbacher Ur-Kataster von 1812 wird der Kaspar Dallner als Gütler auf der Sölde Nummero 36 geführt. 1847 ist der Friedrich Dallner als Hammerschmied registriert. Die Heuchelheimer Dallner hatten folglich Verwandtschaft, und deswegen könnte für die Justina Margaretha das Gleiche zutreffen wie für die vorgenannte Helena Gegner. Sie wird höchstwahrscheinlich eine Bezugsperson in Amerika besessen haben, und das könnte in diesem Fall der George Dallner gewesen sein. Von dem weiß man allerdings nur, dass er 1830 in Fair Field, Jefferson/Iowa geboren war. Daraus lässt sich ableiten, dass seine Eltern schon vor diesem Zeitpunkt ausgewandert waren. Jedenfalls hat der George Dallner in Jefferson/IA die, ebenfalls dort anno 1834 dort geborene, Sophia Smith geheiratet. Am 26.Juni 1856 schenkte die Sophia ihrem Georgy ein Zwillings-päarchen, nämlich den kleinen Georgy jr. und die Christine. Es könnte also durchaus sein, dass die „Tante Sophia“ ihre Nichte Justina Margaretha als Gouvernante nach Iowa geholt hat? Falls ja, dann hat sie ihren Job prima erledigt, denn die Dallners sind in Amerika immer noch gut vertreten...

 

1857 im Oktober trat der 23jährige, katholische Schneidergeselle Jakob Rheinmüller aus Aschbach die stürmische Seereise nach Amerika an. Warum die Bürokraten ausgerechnet beim jungen Rheinmüller die Religionszugehörigkeit vermerkten, ist nicht bekannt. Vielleicht weil sein Reisedatum sehr unglücklich gewählt war. Im Oktober/November fegen schwere Herbststürme über das Meer, und da kann es schon sehr hilfreich sein, wenn man fest im Glauben ist. Die Margaretha Rheinmüller hatte ihren Sohn Jakob  ledig zur Welt gebracht, und hat sicherlich auch so manches Stoßgebet zum Himmel geschickt. Ob  dem jungen Mann die Reise geglückt ist, weiß man nicht. Man weiß lediglich, dass im Aschbacher Kataster von 1812 der Michael Rheinmüller  als Eigentümer des Tropf-häuschens mit der Nr. 37  verzeichnet ist. Dieses Haus in der „Federwisch-Gasse“ war späterhin das Domizil vom Valentin Römer – besser bekannt unter dem Namen „Hutzel-Dada.“  Im Kataster von 1847 findet sich schon kein Rheinmüller mehr. Es könnte demnach durchaus sein, dass ein Bruder der Margaretha Rheinmüller das Haus verkauft hat, und nach Amerika ausgewandert ist. Dort entdeckten wir einen 1828 in Germany geborenen  Wilhelm Rheinmüller. Der  könnte rein vom Alter her, ein  Onkel des jungen Auswanderers Jakob Rheinmüller gewesen sein. Mit Sicherheit wissen wir jedoch lediglich, dass der Willhelm  seine 1838 in New York geborene Frau Mary heiratete. Der ihre Eltern waren schon in der Stadt am Hudson River geboren. Ihren Schwiegersohn Willy  zog es jedoch mehr so nach Ohio hin. Deshalb ließ er sich in Norwalk, Hutton/Ohio nieder, und dort ist auch seine Tochter Ida im Jahr 1857 zur Welt gekommen. Mehr ist leider über die Rheinmüller`s  nicht verzeichnet...

 

1858 zog es auch die „ledigen und herrenlosen“ Schwestern Amalie und Margaretha Gegner aus Hohn am Berg nach Amerika. Das Wort „herrenlos“  dürfen wir praktisch mit „arbeitslos“ übersetzen. Auf den Farmen ihrer  Onkels in New Jersey, Iowa und Ohio hat es sicherlich Arbeit in Hülle und Fülle gegeben...

 

1858 im Juli wagte sich auch die ledige, 29jährige Barbara Gernet, uneheliche Tochter der Margaretha Gernet aus Aschbach, aufs Schiff. Dass die Männer am anderen Ufer Schlange gestanden haben für das Aschbacher Dorfmädchen, ist schwer vorstellbar. Und das nicht nur, weil die Barbara kein Teenager mehr war. Auch nicht, weil ihre Mutter Margaretha sie ledig zur Welt gebracht hatte. Der Barbara ihr Handicap dürften zweifellos ihre eigenen fünf unehelichen Kinder gewesen sein. Tja Freunde, welcher reiche Ami wartet schon auf eine arme Dorfschönheit mit fünf Kindern? Von denen war das älteste gerademahl 8 Jahre alt, und das jüngste lediglich „etliche Monate.“ Oh weh, oh weh, mit einer Hand voll solch kleiner Würmchen die Strapazen und Gefahren auf einem „Seelenverkäufer“ zu riskieren, soll schon etwas heißen.  Es ist nicht bekannt, ob diese erbarmungswürdige Auswanderfamilie die Reise überstanden hat. Ganz zu schweigen davon, wer eigentlich die Überfahrt finanzierte? Die Familie Gernet ist in den Katastern nicht zu finden, und das bedeutet zweifelsfrei, dass sie nicht zu den Besitzenden gehörte. Tja Freunde, so schnell ändern sich die Zeiten, denn 1790 war der Leonhard Gernet noch als Wirth, Beck und Bürgermeister tätig. So wie es aussieht könnte  die gute Barbara zwei Brüder gehabt haben, die vor ihr nach Amerika ausgewandert sind. In Columbia-Pennsylvania lebten nämlich die Brüder S.G. und H.C. Gernet. Beide waren Farmer, und beide gaben an, dass ihre Eltern in Pennsylvanien geboren seien.

Bliebe also nur noch zu hoffen, dass ein naher Verwandter lange vorher nach Pennsylvania ausgewandert ist, und diese zwei US Boys gezeugt hat? Fataler Weise ist die bemitleidenswerte Barbara Gernet in den Zähllisten nicht registriert, obwohl sie zum Zeitpunkt der Zählung erst 51 Jahre alt gewesen wäre. Noch tragischer erscheint es, dass selbst ihre Söhne Lorenz und Georg nirgendwo auftauchen, obwohl sie doch anno 1880 lediglich 30 und 22 Jahre alt gewesen wären. Das lässt nichts Gutes ahnen...

 

 

1858 im Juli, begann mit der Auswanderung der Amalia Meyer * ein neues Kapitel der Aschbacher-Auswanderergeschichte. Der Ort, einschließlich Hohn am Berg  beherbergte, entsprechend der Statistik von 1852,  insgesamt 540 Einwohner. Davon waren über die Hälfte Katholiken, knapp Zweihundert Protestanten, und 115 Juden. Das bedeutete einen jüdischen Bevölkerungsanteil von über 21 Prozent. Dass es hier 85 Jahre später keinen einzigen Juden mehr geben könnte, hat niemand auch nur im Geringsten ahnen können. Die jüdischen Mitnachbarn waren längst in das Gemeinwesen integriert, und deshalb hatte die Auswanderung der Amalia Meyer sicherlich kein  politisches Motiv. Bei dieser jungen Frau handelte es sich um die ledige, 20jährige Tochter der Witwe Sara Maier, wohnhaft Aschbach Heimgasse 9a. Im Kataster von 1847 finden wir die „Maiers“  nicht. Wohl aber den Handelsmann Lippmann Meyer (Mayer). Der war Eigentümer des Anwesens Nummero 39, das später die Bezeichnung „Heimgasse 9“ erhielt. Die Privattauche des Lippmann Meyer wurde 1860 von der jüdischen Kultusgemeinde zum „Frauenbad“ erweitert, und diente den jüdischen Mitbürgern bis 1913 als allgemeine Mikwe.

In Aschbach, wie im ganzen Land war bekannt, dass die jüdischen Frauen äußerst hübsch waren, und über einen ausgeprägten Familiensinn verfügten. Diese Vorzüge haben so manchen Einheimischen Christen verleitet, eine Jüdin zu heiraten. Die Enkel mussten es ausbaden, denn diese völlig normalen Ehen wurden im „Dritten Reich“ übernacht zu „Mischehen“ verdammt. Wenn es nicht so tragisch wäre, müsste man sagen, diese Geschichte ist einfach kurios. Man stelle sich doch bloß einmal folgendes vor: Da heiratet heutzutage ein junger Mann eine hübsche Türkin, Jugoslawin oder Asiatin. Gerade die Kinder aus solchen Mischehen sehen meistens besonders goldig aus. Käme nun aber der oft zitierte „kleine Hitler“ an die Macht, was geschähe dann? Die unseligen „Rassen-gestze“ würden angewandt. Die Ehe müsste geschieden werden, die Mutter und Kinder hätten das Schlimmste zu befürchten. Nicht weil sie Ausländer waren, denn das waren unsere Juden ja auch nicht. Nein Freunde, die Familie wäre dem Tod geweiht, nur weil sie keiner christlichen Religion angehörte. Nun behauptet die christliche Kirche allerdings von sich selbst, dass ihre Religion auf Nächstenliebe aufgebaut sei. Es wäre müßig all die heiligen Päpste und Bischöfe im Himmel fragen zu wollen, ob das grausame Abschlachten von Abermillionen „Heiden“  in früheren Zeiten wirklich ein Indiz für „Nächstenliebe“ war? Um die Wahrheit heraus zu finden, muss man jedoch nicht bis ins finstere Mittelalter zurückgehen. Es würde genügen,  wenn wir den Heiligen Vater fragen könnten, weshalb der Vatikan nicht alles Menschenmögliche getan hat, den „Holocaust“ zu verhindern?

Für solch unangenehme Fragesteller hat der Heilige Vater keine Sprechstunde in seinem Terminkalender eingeplant. Das ist auch wiederum verständlich Freude, denn das un-vorstellbare Vermögen des Vatikans will professionell gemanagt und verwaltet werden. Die Kardinalfrage des Überlebens armer Juden im Dritten Reich war lange Zeit das nötige Kleingeld und ein Reisepass. Über beides hat der Vatikan im Übermaß verfügt. Ein legerer  Griff in die überquellende Kirchenkasse, hätte unzählige Menschenleben gerettet. Ein vom Vatikan ausgestellter Diplomaten-Pass hätte Wunder gewirkt. Beispielsweise so, wie beim Erzbischof Paul Kasimir Marzinkus – besser bekannt als der „Bankier Gottes.“ Dieser größte Mafiosi des vergangenen Jahrhunderts, hat mit seinen Komplizen aus dem Vatikan und der italo-amerikanischen Rauschgift Mafia, eine Reihe von Banken um mehr als eine Milliarde US Dollar betrogen. Dafür wurde er von einem Mailänder Gericht zu einer empfindlichen Gefängnisstrafe verurteilt. Den Heiligen Vater Johannes Paul II. hat das nur gelangweilt. Der ernannte in seiner göttlichen Allmacht den Schwerverbrecher Marzinkus zum vatikanischen Regierungspräsidenten, segnete ihn mit einem himmlischen Diplomaten-Pass – und das war’s.

Für die junge Jüdin Amalia Meyer war das Kapitel Vatikan und Europa glücklicherweise schon im Sommer 1858 beendet. Sie ist ausgewandert in`s gelobte Land, und das hieß damals nicht Israel, sondern Vereinigte Staaten von Nordamerika...

 

1858 im August bestieg auch der ledige, 27jährige Schuhmacher-Geselle Michael Joseph Förster  aus Aschbach, einen „Seelenverkäufer.“  Im Kataster von 1847 wird unter der Hausnummer 66b der Schuhmacher Johann Förster geführt. Besonders reich konnte so ein „Schuhflicker“ micht werden, denn die meisten Dörfler reparierten ihre rustikalen Knobelbecher selber. Es verwundert deshalb auch nicht sonderlich, dass der „Försters Jackl“  sich als letzter Nachtwächter Aschbachs sein kärgliches Brot verdienen mußte. Dieser Job wurde von der Gemeinde 1915/16, wegrationalisiert, weil das Dorf doch hell genug beleuchtet war. Zwar nur mit Petroleumlampen, aber das genügte. Abends um 10.00 Uhr wurden sowieso die Gehsteige hochgeklappt, obwohl sie gar nicht vorhanden waren. Um 2.00 Uhr nachts wurde die „Straßenbeleuchtung“ gelöscht, und dann war Ruhe im Karton. Um den Auswanderer Joseph Foerster ist es auch schnell ruhig geworden, denn obwohl er bei der Volkszählung erst 51 Jahre alt gewesen wäre, finden wir keine Spur mehr von ihm...

 

1858 ebenfalls im August begab sich die ledige Margaretha Schuster aus Ziegelsambach mit ihrem 1 ½ jährigen Töchterchen Kunigunda,  auf die weite Reise nach Amerika. Die Schuster gehören zu den alteingesessenen „Sambiern.“  Einer ihrer Nachkommen, der Richard Schuster hat sich mit dem Verfasser in Aschbach noch die Schulbank geteilt. Das war eine prima Sache so kurz nach dem II. Weltkrieg, denn der „Busch-Hartl junior“ brachte reichlich belegte Pausebrote mit, und erwies sich als äußerst freigiebig. Naturgemäß ist in alter Zeit zwischen Aschbach und den umliegenden Ortschaften viel hin-und her geheiratet worden, und deshalb finden wir auch schon im Kataster von 1812 die Elisabetha Schuster als Bewohnerin des halben Tropfhauses mit der Nummero 73. Anno 1847 lebte im Haus mit der Nummer 29a die Witwe des Johann Schmidt, Maria geborene Schuster. Ob diese Familie auch in Nürnberg Verwandte hatte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Zu wünschen wäre es der Immigrantin Barbara Schuster jedenfalls gewesen, denn ein gewisser John Schuster, geboren um 1800 in „Nurenberg, Provinz of Bavaria“ hat einen Sohn namens John Schuster gezeugt. Der Name der Mutter ist leider nicht überliefert. Es ist nur festgehalten, dass dieser John Schuster jr. am 17. August 1826 in „Nurenberg“ zur Welt kam. Geheiratet hat der junge Mann am 27. Februar 1849 in Phillipsburg/Pennsylvania die Catherine Elizabeth Isenhoot. Diese Lady hatte am 5. Dezember 1827 in „Oberness, Oberfranken, Country of Bavaria/Germany“ das Licht der Welt erblickt. Also das bedeutet eigentlich, dass der John Schuster jr. sich auch in unserer Gegend umgesehen hat. Weshalb er nicht im schönen Frankenland geblieben ist, kann man nicht mehr feststellen. Jedenfalls scheint es ihm in Pennsylvanien auch nicht besonders gefallen zu haben, denn seine drei Söhne wurden  in Pomeray Meigs/Ohio geboren. Als erster am 14. Juni 1850 der John Peter, danach „ungefähr 1852“ der Frances, und „ungefähr 1854“ der Aaron. Es könnte also sein, dass die Margaretha Schuster nicht auf sich allein gestellt war in Amerika ...

 

1859 begab sich die ledige, 25jährige Barbara Zipfel aus Aschbach, mit ihrer 2jährigen unehelichen Tochter Margaretha auf ein Segelschiff nach Amerika. Wie uns die Bürokraten berichten, handelte es sich bei der Barbara um die uneheliche Tochter der Taglöhnerin Maria Anna Zipfel aus Aschbach. Es ist aber weder im Kataster von 1812, noch von 1847 eine Aschbacher Familie Zipfel verzeichnet. Man darf deshalb getrost annehmen, dass die Taglöhnerin Maria Anna Zipfel zwar ihr kärgliches Brot bei den Aschbacher Bauern verdient hat, aber eigentlich zur Familie des Heuchlemer Schlaumeiers Michael Zipfel gehörte. Der  war bekanntlich 1808 geboren, und insofern könnte die Anna Maria durchaus eine Schwester von ihm gewesen sein. Darauf deutet auch hin, dass die Mädchennamen Anna und Maria sich bei den Zipfel in Amerika mehrfach wiederholen...

 

1860 im September, gelangte  die „ledige und elternlose“  Elisabetha Sponsel  mit ihren 5jährigen Sohn Johann Jakob auf ein Segelschiff. Die Auswanderungslisten berichten, dasss sie die Tochter des Hammerschmieds Christoph Sponsel war. Im Urkataster von 1812 wird der Johann Wolfgang Sponsel als Hammerschmied geführt. 1847 wird dort bereits der Friedrich Dallner registriert. Besonders lange waren die Sponsel also nicht hier tätig. Wo diese Familie überhaupt hergekommen – und wo sie hingegangen ist, verraten uns die hiesigen Unterlagen nicht. Deshalb erscheint es interessant, was die genealogischen Experten der „Heiligen der letzten Tage“ (Mormonen) über die ober-fränkische Familie Sponsel  herausgefunden haben. Entsprechend der Mormonen-Unterlagen, wurde um 1774 in Colmreuth Oberfranken/Bavaria ein Georg Sponsel geboren. Dessen Frau hieß Anna, stammte ebenfalls aus Colmreuth, und gebar dort um 1770  den Johann Sponsel. Der könnte also durchaus der Vater des  Aschbacher Hammerschmieds Johann Wolfgang Sponsel gewesen sein. Wenn wir die weiteren Unterlagen an-nähernd richtig deuten, dann hatte der Meister Johann Wolfgang  zwei Brüder, nämlich den 1824 geborenen Christopher und den 1827 geborenen Nick (Nikolaus). Beide wanderten nach Amerika aus, und zwar der Christopher mit seiner Frau Elisabeth, der Nick mit seiner Frau Federica. Der Ältere ließ sich in Ohio als Farmer nieder, und zeugte 8 Kinder. Der Jüngere machte es sich als Farmer in Jefferson/Indiana bequem – und die Nachkommen der beiden Sponsel Brothers leben heute noch glücklich und zufrieden in Amerika. Hoffen wir, dass es der Elisabetha Sponsel ebenso ergangen ist...

 

1860 im Februar begab sich die ledige Anna Margaretha Porlein mit ihrer 11jährigen Tochter Katharina Barbara auf ein Segelschiff nach Amerika. Besonders glücklich war dieser Reisetermin auch nicht gewählt, denn auch die Frühjahrsstürme haben schon so manches Schiff auf den Grund des Meeres geschickt. Aber selbst wer mit heiler Haut in Amerika von Bord gehen konnte, war nach solchen Torturen mehr tot wie lebendig. Die Sterberate während der Überfahrt betrug durchschnittlich 10 Prozent, in besonders schlimmen Fällen kam es auch vor, dass nur noch die Hälfte der Passagiere die Küste New York erblickt hat. Es ist deshalb mehr als verwunderlich, dass so viele Mütter ihren Kleinkindern dieses Risiko zugemutet haben. Verständlich wird das Ganze nur, wenn man sich die Situation der ledigen Mütter hierzulande vorstellt. Diesen bedauernwerten Geschöpfen ihr karges Leben war eine einzige Katastrophe. Von der Dorfgemeinschaft verachtet, vom Pfarrer als „Hurre“ tituliert,  und vom Kindsvater voll ausgeschmiert. Da war nämlich nix von wegen Alimente und Kindergeld, und Sozialhilfe und so. Gar nix. Wer nicht betteln gehen wollte, mußte sich als Taglöhnerin verdingen, und oft genug hat so ein Bauernrammel diese Situation auch noch rücksichtslos ausgenutzt. Alsdann hatte die „liederliche und nichtsnutzige Hurre“  noch einen hungrigen Bankert mehr am Hals, und deshalb war es wohl besser rechtzeitig die Flucht nach Vorne anzutreten. So mag auch die Anna Margaretha Porlein  gedacht haben. Die entstammte einer der angesehen, alteingesessenen Familien. Schon im Ur-Kataster anno 1812 wir der Balthasar Porrlein  als Bewohner des halben Tropfhauses Nr. 57 registriert. Dazu der Valentin Porrlein auf dem Söldengut Nr. 21, und der Matthäus Porrlein auf dem Söldengut Nr. 33. Im Kataster von 1847 finden wir den Söldner Johann Porlein auf der Sölde Nr. 20, sowie den Bauern Balthasar Porrlein und den Georg Friedrich Porrlein im Anwesen Haus Nummer 31. Über den Balthasar -auch Johannes Balthasar genannt- lohnt es sich näher zu berichten, denn dieser brave Mann hatte ja als kleiner Bub die leibhaftige Marktwerdung Aschbachs erlebt. Dieses Wunder muß den kleinen Balthasar so nachhaltig beeindruckt haben, dass er später hin nix anderes als  „Marktbürgermeister“ werden wollte. Dieser Wunsch war durchaus verständlich, denn endlich durfte sich doch die freie Marktgemeinde Aschbach frei und unabhängig selbst verwalten. Zumindest theoretisch. Praktisch hatten die Freiherrn von Pölnitz dagegen allerhand einzuwenden. Am nachdrücklichsten ihr schurkischer Patrimonial-Gerichjtshalter Molitor. Tja Leute, das mit der Aschbacher Selbstverwaltung war nix als ein schöner Traum. Besser gesagt, ein einziger Alptraum. Ob Aschbach hennebergisch, oder bayrisch war, bis 1848 änderte sich an den mittelalterlichen Gepflogenheiten nichts. Bis dahin mussten Aschbacher und Hohner schön sauber ihren „Blut und Obst, Groß und Klein, Haus und Hofzehnt“ pünktlich und regelmäßig bei den Herren vom Kaulberg abliefern. An kleineren Amtsgeschäftchen, die allenfalls unter das Gemeindliche Ruggericht fielen, gab es natürlich jede Menge zu beraten, und zu meistern. Im September 1848 wurde den Freiherren von Poelnitz ihr Patriomonalgericht I. Klasse bekanntlich an des Landgericht Burgebracht verwiesen, und damit endete auch die lange Ära der „Molitore.“  Das dörfliche „Ruggericht“ blieb natürlich bestehen, denn ohne eine „Gemeindeordnung“  würde es in jedem Dorf bald drunter und drüber gehen. Der Bürgermeister Porlein, scheint seine Aufgaben zur vollen Zufriedenheit erledigt zu haben,  und zwar volle 18 Jahre hindurch. Deswegen widmeten ihm die Schreiber der Sterbe-Matrikel anno 1853 auch einen prächtigen Nachruf. Der lautet: „Am 9. Januar ist verstorben Johannes Balthasar Porlein, Bauer, Metzger und Weber, 18 Jahre hindurch gewesener Ortsvorsteher, zuletzt Altsitzer, evangelisch, 79 Jahre, 4 Monate, 20 Tage. Todesursache: Altersschwäche, Aschbach Hs. Nr. 31.“

Dass der Herr Ortsvorsteher  vier Jahre vor seinem Tod ziemlich ärgerlich war, als ihm seine Tochter Anna Margaretha die Sache mit dem „ledigen Kind“ beichten mußte, versteht sich von selbst. Ledige Kinder sind heute noch nicht das allerbeste Aushängeschild für eine Mutter – aber früher war`s halt ganz schlimm. Unsere Herren Pfarrer haben bekanntlich die ledigen Mutter als „Hurren“ abgestempelt, und welcher Bürgermeister ist schon stolz darauf wenn meine seine Tochter ebenso bezeichnet?  Elf Jahre nach der Geburt, acht Jahre nach dem Tod ihres Vaters, fasste sich die Anna Margaretha Porlein ein Herz,  nahm ihre Tochter an die Hand und  machte sich auf ins Ami-Land. Dazu vermerken die Auswanderungsbehörden: „Wahrscheinlich reisten beide dem Vater nach Nordamerika nach.“  Wie dieser geheißen hat, sagt uns niemand, und deshalb verläuft die Spur der Anna Margaretha Porlein im Sand...

 

1861 heißt es in der  Aschbacher Auswanderungs-Liste lapidar: Leyendecker M. Vater Jakob, Hauptstraße 4.“   Aus diesen dürren Worten, wird wohl nicht einmal der Sherlock Holmes etwas vernünftiges kompinieren können. Der „M.Leyendecker und sein Vater Jacob“ sind in Aschbach aufgetaucht wie Phantome, und genauso spurlos wieder verschwunden. Ihre Namen sind in keinem Kataster zu finden. Nichts desto trotz, haben wir einige Leyendecker in Amerika ausgegraben. Der älteste davon ist der Johannes Phillip Leyendecker, geboren um 1735, verheiratet mit Maria Rosina Ludwig. Der einzige Sohn dieses Ehepaars, Johannes Phillip Leyendecker jr. ist 1758 schon in Berks County/Pennsylvania geboren.

Ein 1834 in „Prussia“ geborener, verwitweter Musik Professor mit Namen Leyendecker lebte bei der Volkszählung in New York.

Ein Carl Leyendecker ist 1846 in Fredricksburg/Texas geboren. Er war verheiratet mit der Bertha, geb. Schuhmacher, der Ehe enstammt die Tochter Emma.

Ein Arthur Leyendecker, geboren 1886, lebte mit seiner Frau Annie, geb. Brune in Columbus, Colerado/Texas, und zeugte dort 10 kleine Texaner.

Und dann gab es da noch den  Phillip Leyendecker in Derbach, Wirges, Nassau/Germany. Der war um 1765 geboren. Um 1784 vermählte er sich mit der etwa ein Jahr jüngeren Anna Maria, geb. Paulus. Die schenkte ihm vier Kinder: Am 4.12.1785 den Christian, am 6.7.1788 die Catherina, am 19.4.1791 den Johann, und am 8.7.1794 die Maria Leyendecker.

Der Johann Leyendecker heiratete am 19.4.1871 die am 10.9.1798 geborene Elisabeth Georg., und die schenkte ihm 6 Kinder, nämlich:  am 23.12.1819 die Maria, am 21.1. 1824 die Katherina, am 22.10.1826 den Johann, am 14.8.1929 die Anna Maria, am 27.10.die Maria Magdalena, und am 30.9.1836 den Jakob Leyendecker.

Klingt ganz so, als hätten wir mit dem Jacob Leyendecker aus Derbach/Nassau den Vater des Auswanderers M. Leyendecker gefunden. Der hätte dann bei seiner Auswanderung allerdings kaum älter als 6 Jahre sein können. Okay Freunde, es gibt ja einige Beispiele dafür, dass Kleinkinder und sogar Säuglinge mit nach Amerika genommen wurden. Der jüngste, uns bekannte Alleinreisende aus Aschbach war ein 13 jähriger Junge. So alt wurde der Jakob Leyendecker nicht einmal, denn er verstarb im Alter von nur 3 ½ Monaten, am 15.1.1837 in Dernbach.

Interessant allerdings, ist die Wiederholung der Vornamen bei den Dernbacher und den Pennsylvanier Leyendecker`:

Johannes Phillip um 1735 Pennsylvania,  Johannes Philipp jr.  1758 Pennsylvania,

Phillip 1765 Dernbach/Nassau, Johann 1791 Dernbach/Nassau, Johann 1826 Dernbach/Nassau. 

Das lässt darauf schließen, dass die Dernbacher und die Pennsylvanier Leyendecker eng miteinander verwandt waren. In welcher Beziehung allerdings unsere beiden Aschbacher Leyendecker zu ihnen standen, wird wohl nie mehr geklärt werden...

 

 

1861 hatte der Peter Heppel  aus Rambach allen Grund, die Kurve zu kratzen. Also alles was recht ist, dieser Phyromane hat doch tatsächlich „die Mühle abgebrannt, und ist davon gegangen.“  Aus welchem Grund dieser Übeltäter den Feuerteufel gespielt hat, weiß man nicht. Vielleicht war er stinkesauer auf den staubigen Müller, zwecks zu geringer Löhnung? Vielleicht hatte er eine Mehlstaub-Allergie, oder vielleicht wollte er die freiwillige Feuerwehr auf eine Probe stellen?  Man wird seine Beweggründe nie mehr feststellen können – und seinen Fluchtweg auch nicht. Falls es dem Spitzbuben gelungen sein sollte, heimlich auf ein Schiff nach Amerika zu gelangen, dann wäre Chicago die richtige Adresse für ihn gewesen. Dort treiben ja die Bösen seit altersher ihr Unwesen. Die größten Söhne dieser Stadt waren später die Gangster Al Capone, und Kardinal John Patrick Cody. Diese Belzebuben müssen eine Menge gelernt haben von unserem Feuerteufel aus Rambach. Ersterer hat einige hudert Leute kalt gemacht, der andere hat 50 Millionen Dollar Kirchensteuern unterschlagen, seiner Mäträsse Helen Wilson prächtige Geschenke gemacht: Häuser, Straßenkreuzer, und eine Million Dollar in bar.

Absolut klar ist es allerdings nicht, dass unser „Rabier“ Brandstifter tatsächlich den Weg nach Chicago gefunden hat. Die Möglichkeit jedoch ist nicht von der Hand zu weisen, denn dort lebte um die gleiche Zeit ein Kunstschreiner namens Johann (John) Heppel. Der ward anno 1835 in „Germany“ geboren, und ehelichte seine 8 Jahre ältere, ebenfalls in Germany geborene, Martha. Die schenkte im die Kinder Henry (*1853), Lizzie (* 1859) und Emelie (*1865). Vom Brandstifter persönlich erfahren wir anlässlich der Volkszählung leider nichts, aber wer es fertigt bringt die Rambacher Mühle einzuäschern, kann bestimmt auch seine Spuren in Chicago gut verwischen....

 

1867 machte sich die ledige Sara Fleischmann * aus Aschbach auf die Reise nach Amerika. Dieses Madla stammte aus einem Judenhaus. Es gab allerdings auch die Fleischmann`s aus Ziegelsambach. Die sind schon anno 1715 erwähnt, und erst im 19. Jahrhundert nach Wüstenbuch umgezogen. Als brave Katholiken,  versteht sich, aber das hat nix zu sagen. Juden haben sich im Laufe ihrer langen und leidvollen Geschichte des Öfteren auch zum Katholizismus „bekehren“ lassen. Nicht zuletzt deshalb, hat es bei uns eine katholische, und eine jüdische Fleischmann-Sippe gegeben. Die Sahra allerdings, war eine reine Jüdin. Ihr Vater war der jüdische Schächter Jonathan Fleischmann, und dem begegnen wir erstmals im Kataster von 1847. Damals betrieb er seine Metzgerei im Haus mit der Nummer 42. Seine Tochter Sarah trieb es im Juni 1867 Richtung Amerika. Dass sie dort auf nahe Verwandte getroffen ist, darf mit einiger Sicherheit angenommen werden, denn in Washington D.C. lebte der Konditor Karl (Charles) Fleischmann. Der war 1845 in Bavaria geboren. Seine Frau hieß Mathilda, und die war 1853 in Württemberg zur Welt gekommen. 1875 wurde dem Paar der Sohn Harry geschenkt, und vielleicht war die Sahra gar seine Tante?

 

1868 im Sommer schipperte der ledige Paul Zwanziger aus Aschbach übers weite Meer. Seine Akte ist sehr mager, denn sie sagt uns nur: Wohnhaft gewesen Schlüsselfelder Weg Nr. 4, Vater Konrad Zwanziger. Antrag auf Auswanderung 11.7.1868.

Zu den Ärmsten haben die Zwanziger nicht gehört, denn im Kataster von 1818 sitzt  der Ernst Zwanziger immerhin schon auf dem Söldengut mit der Nummer 31. Von 1833-1849 amtierte in Aschbach der Pfarrer Johann Heinrich Zwanziger, und im Kataster von 1847 ist der  Konrad Zwanziger als Bauer auf der Haus Nr. 30 registriert. Richtige Bauern waren ja die Wenigsten damals. Deshalb hat sich der Paul Zwanziger die Schiffspassage wahrscheinlich nicht so mühsam vom Mund absparen müssen, wie die meisten Anderen. So wie es aussieht, war er in Amerika auch nicht ohne hilfreiche Verwandte, denn es gab in Douglas Bremer/Iowa einen Farmer namens Michael Zwanziger. Der war 1805 in Bavaria geboren. Daneben gab es in St. Louis/Missouri einen Ingeneuer Leon J. Zwanziger. Der war 1821 in „Bavaria“ geboren. Seine Frau Eliza war ebenfalls in Bayern zur Welt gekommen, und zwar im Jahr 1832. Auch der älteste Sohn Charles Zwanziger hatte das Licht der Welt noch in Bavaria erblickt, und zwar im Jahr 1860. Seine Schwester Leonora hingegen, wurde 1864 in St. Louis geboren, und die kleine Mathilda auch (*1875). Das heißt, dass der Mister Leon J. Zwanziger nicht lange vor dem Paul Zwanziger ausgewandert ist. Die Vermutung, dass er ein naher Verwandter unseres Aschbacher Auswanderes war, ist ziemlich naheliegend...

 

 

1868 im Sommer, zog es auch die ledige Bauerntochter Margaretha Güntter  aus Aschbach, nach Amerika. Laut Auswanderungsliste, waren ihre Eltern der Konrad und die Wilhelmine, geborene Igel. Im Kataster von 1847 finden wir weder eine Familie Güntter, noch einen Igel - lediglich die Elisabeth Haas, aber die hat ja damit nix zu tun. Die Güntter`s scheinen jedenfalls ziemlich spät nach Aschbach gekommen – und auch nicht lange dageblieben sein. Was aus der 20jährigen Margaretha in Amerika geworden ist, lässt sich nicht weiter verfolgen...

 

1868 im Juni, erhielt auch der ledige Wagnergeselle Michael Scheer  aus Aschbach, die Genehmigung zur Auswanderung. Der junge Mann war am 4. November 1842 geboren. Seine Eltern waren der Mauerer  Martin Scheer und seine Frau Margaretha, geborene Strohöfer. Dieser Name ist mittlerweile in ganz Europa bekannt. Ganz besonders unter den Truckern, denn die fühlen sich im Toni Strohöfer seiner gigantischen Raststätte in Geiselwind geborgen wie in Abrahams Schoß. Anno 1847 ist unter der Hausnummer 66a der Mauerergeselle Johann Martin Scheer registriert. Was mit seinem Filius Michael in Amerika passiert ist, weiß man nicht. Bei der Volkszählung wäre er erst 38 Jahre alt gewesen – aber seinen Namen kann man in keiner Zählliste lesen...

 

1868 begab sich auch die ledige, Barbara Förster  aus Aschbach auf die weite Reise. Die Barbara war  am 30. August 1844 geboren, ihre Eltern waren der Schuhmachermeister Johann Förster und seine Frau Ursula, geborene Adam. Über den Bruder der jungen Försterin, den Michael Joseph Foerster  haben wir ja schon berichtet. Der war 10 Jahre vorher ausgewandert, und es sieht ganz so aus, als hätte er seine Schwester nachgeholt. Es ist allerdings fraglich,  ob er zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch gelebt hat?  Falls ja, dann bestimmt nicht als reicher Mann, denn  seine Schwester ist auf sehr ungewöhnliche Weise nach Amerika gekommen. Die hat nämlich der Bäckergeselle „Nikolaus Schoppelrei kostenfrei mitgenommen.“   Allen Respkt kann man da nur sagen, und sich insgeheim fragen „ja wo hat denn der Bäckergeselle das viele Geld hergehabt?“  Also mal ehrlich Freunde, so eine Reise nach Amerika, kostet heute ja nur noch ein Trinkgeld, in der Relation zu den damaligen Einkommensverhältnissen. Und trotzdem, wer von uns würde einfach seiner Nachbarin den Flug so mir nix die nix spendieren? Wir vermuten deshalb dass der schlaue Bäckersgeselle ernstere Absichten hatte.

 

1868 am 14. Juni erhielt der ledige Bäckergeselle Johann Nikolaus Schoppelrei aus Aschbach, die Genehmigung zwecks Auswanderung. Die Eltern des 29jährigen,  großzügigen Bäckergesellen, waren der Konditor und Kaufmann Lorenz und seine Frau Anna Maria, geborene Töpfer, Aschbach Hauptstraße 15. Im Kataster von 1847 finden wir unter der Hausnummer 16, den Konditor und Kaufmann Jola Schoppelrei. Dem sein Enkel war also nun voll dabei, in Amerika eine Bäckerei zu etablieren. Da kann es nicht von Nachteil sein, wenn man gleich eine tüchtige Frau aus dem Steigerwald mitbringt – mag sich der clevere Schoppelrei gedacht haben, und hat als erstes einmal seinen Namen amerikanischen Verhältnissen angepasst. Aus dem Schoppelrei wurde sogleich ein Schoppelrey – und das war nicht der erste in the USÄ. Dort lebte nämlich mitten in Manhattan/New York, die Witwe Margaret Schoppelrey. Die war 1805 in Bayern geboren, und recht viel mehr weiß man nicht von ihr. Die dürftigen Unterlagen besagen lediglich, dass  um 1840 ein George Schoppelrey in Manhattan geboren wurde. Der war verheiratet mit einer Elisa, und die gebar ihm am 26. Okrober 1866 den George William und am 24. März 1871 den George Schoppelrey. Ob und wie die mit unserem spendablen Bäcker-gesellen aus Aschbach verwandt waren, kann niemand mit Sicherheit sagen...

 

 

1881 am 7. März, erhielt auch der ledige Jakob Adam aus Aschbach seine Aus-wanderungs-Genehmigung. Der war am 26.6.1857 geboren. Als seine Eltern werden der Landwirt Johann Adam, und seine Frau Barbara, geborene Geier genannt. In den Katastern bis 1847 ist noch keine Familie Adam erwähnt, und im Einwohnerbuch von 1929 gibt es sie schon nicht mehr. Das bedeutet wohl, dass die Adam nur ein kurzes Gastspiel in Aschbach gegeben haben. 1868 taucht der Name Adam im Zusammenhang mit der Barbara Förster auf. Deren Mutter war die Ursula Adam. Was aus dem 24jährigen Jakob Adam geworden ist, können wir unmöglich feststellen, denn als er amerikanischen Boden betreten hat, war die Volkszählung bereits angeschlossen. Eine Meldepflicht gibt es kekanntlich in Amerika nicht, und deshalb ist es schlichtweg unmöglich näheres über diesen jungen Mann in Erfahrung zu bringen...

 

1882 am 23.Mai, hatte der Georg Vogel Aschbach bereits verlassen. Von ihm weiß man praktisch soviel wie nichts. Lediglich, dass er in der Hauptstraße Nr. 1 gewohnt hatte. Weder sein Alter, noch seine Eltern sind irgendwo festgehalten – und eine Familie Vogel ist auch weder in den Katastern, noch im Einwohnerbuch zu finden. Deswegen muß für ihn das Gleiche gelten, wie für den vorerwähnten Jakob Adam...

 

1883 waren die Dampfschiffe längst in Mode, und mit einem solchen dampfte wohl der Jakob Oppenheimer * übers  Meer. Dieser Jüngling war am 3. Februar 1870 in Aschbach geboren, und sein Vater war kein geringerer als der Bürgermeister Benjamin Oppenheimer, wohnhaft Aschbach Haus Nummer 54. Im Kataster von 1847 ist noch kein Haus-und Grundbesitz der Familie Oppenheimer eingetragen. Das Katasterbuch ist abgezeichnet von Heinrich von Poellnitz, trägt aber eine Randnotitz in der die Namen Jakob Oppenheimer, Josef und Heinrich von Peolnitz erwähnt sind. Kurze Zeit später sind die Oppenheimer zu großem Besitz und Ansehen gelangt.

 Der älteste, uns bekannte Oppenheimer, nannte sich Manassas,  und der war 1822 in „Bavaria“ geboren. Bei der Volkszählung 1880 finden wir ihn als Händler im Ruhestand wieder, und zwar in Washington D.C.; Dort lebte er mit seiner Frau Hanna, die 1827 in Baden geboren war. Das Paar hatte 2 Söhne und 4 Töchter. Der älteste Sohn war der Simon, und der ward 1855 schon in Washington D.C. geboren. Als Agent für Nähmaschinen, konnte der Simon bestimmt gute Dollars verdienen. Sein Bruder Gustave wurde 1857 geboren, und arbeitete als Handlungsgehilfe in einem Lagerhaus. Die drei Schwestern blieben im Haus, und das waren die Ida (*1868), Ellen (*1862) und die Rebecca (*1869).

Daneben gab es eine zweite Familie Oppenheimer in Washington D.C. und die war sogar einige Jahre früher eingewandert. Ihr Familienoberhaupt hieß Leopold Oppenheimer. Der war 1827 in Baden geboren, und mit der 2 Jahre jüngeren Ella verheiratet. Die schenkte ihm 4 Söhne und 3 Töchter. Der älteste Sohn wurde schon 1851 in Washington D.C. geboren, und auf den Namen Samuel getauft. Das Familienoberhaupt war Zigarrenhändler, sein Sohn Samuel Generalvertreter. Der zweitälteste Sohn kam 1854 zur Welt und auf den Namen Henry getauft. Er war ebenfalls Generalvertreter. Der dritte Sohn hörte auf den Namen Isaac und war von Beruf  Baumwoll-Makler. Die Tochter Carrie kam 1860 zur Welt, die Jennie 1863, und 1864 sah der kleine Joseph das Licht der Welt. 1867  wurde das Nesthäkchen Bertha geboren. Im Haushalt lebte auch das damals 23jährige Dienstmädchen Kate Barkley aus Irland.

Zu einem der beiden vorgenannten Onkels in Washington D.C. wurde also der 13 jährige Kaufmannslehrling Jakob Oppenheimer im Herbst 1883 geschickt. Damals war die Volkszählung längst abgeschlossen, so dass wir nicht nachprüfen können, in welchem Haushalt er wirklich aufgenommen worden ist.

Eine dritte Familie Oppenheimer wanderte nach Friemond Sandusky/Ohio aus. Ihr Oberhaupt war der am 16. September 1835 in Bessingen bei Darmstadt geborene Simon H. Oppenheimer. Der heiratete am 22. August 1865 in Fremont die Rosalie, geborene Gusdorf. Die Rosalie war am 21. September 1842 in Worms zur Welt gekommen. Die Kinder aus dieser Ehe wurden  Louis (*27.9.1866),  Cora (*6.2.1870) und Edward (*22.1.1873) genannt.

In Aschbach lebte zur gleichen Zeit wie der Bürgermeister Benjamin Oppenheimer, auch das Ehepaar Löb und Jeanette Oppenheimer. Ihnen gehörte das umfangreiche Anwesen am  Schlüsselfelderweg 3. Das war der ideale Platz für einen Viehhändler, und ein solcher war der Löb Oppenheimer. Ein sehr erfolgreicher dazu, denn die Vieh-und Pferdehandlung Oppenheimer war bald im ganzen Steigerwald ein Begriff. Dass über den deutschen Juden kein guter Stern stand, muss der Löb Oppenheimer irgendwie geahnt haben, denn er schickte seine beiden Söhne nach Amerika:

1886 im Oktober machte sich der  am 12.1.1872 geborene  Jakob Oppenheimer auf die Reise zu seinen Verwandten in Washington D.C.

!892 am 3. Dezember, erhielt  auch der am 18.2.1876 geborene Salomon Oppenheimer  seine Auswanderungs-Genehmigung. An den Geburtsdaten lässt sich ablesen, dass die beiden Jungs gerademal 14 und 16 Jahre alt waren, als sie ihren Heimatort Aschbach auf Nimmerwiedersehen verließen.

Zwei weitere Oppenheimer, die durchaus mit den Aschbachern verwandt sein konnten, wanderten ebenfalls nach Amerika aus: Als erster der Adam John II. Oppenheimer. Der war am 17.11.1870 als Sohn des Adam John I. Oppenheimer (*1844) geboren. Sein Auswanderungsziel hieß Fort Madison/Iowa. Dort heiratete er die Anna Krautz, und verschied  am 16. November 1939.

Der Andere nannte sich Julius Oppenheimer, und der war 1880 geboren. Ihn zog es nach New York, wo er 1903 die Ella Friedmann ehelichte. Die schenkte im die Söhne: Julius Robert (*22.4.1904) und Frank Friedmann Oppenheimer (12.98.1912).

Unser Löb Oppenheimer  aus Aschbach verzog kurz nachdem seine beiden Buben glücklich in Amerika gelandet waren, nach Mülhausen. Auf diese Weise gelangte das Anwesen Schlüsselfelder Weg 3, an den Metzger und Viehhändler Leopold Oppenheimer  (*30.11.1880), und seine Frau Fanny, geborene Marx (*6.11.1887). In diesem Haushalt lebten auch dem Hausherren seine Schwestern  Hanna (*17.2.1867) und Jeanette (*13.8.1882), sowie die Kinder: Jrma (*23.2.1923) und Justin (*10.10.1928). Keinen der vorgenannten war eine Flucht nach Amerika vergönnt. Sie alle wurden 1942 im KZ ermordet...

 

1889 im Frühjahr verließ der ledige Metzgerlehrling Sigmund Mayer * aus Aschbach seine Heimat mit dem Ziel New York. Der junge Bursche war am 10. August 1872 geboren, und folglich knappe 17 Jahre alt. Seine Eltern sind unter den Namen Jakob Mayer, und Zilli, geborene Hahn registriert. So wie die Auswanderungsliste berichtet, ernährte sich die Familie vom Kurzwarenhandel, und wohnte in der Kirchgasse 5. Sie ist allerdings in den Katastern eben so wenig zu finden, wie im Einwohnerbuch von 1929. Man darf deshalb annehmen, dass diese Familie nur kurz in Aschbach lebte, und dass ihrem Sohn in Amerika ein glückliches Leben beschieden war...

 

1893 am 7.Juli erhielt auch der 14jährige Kaufmannslehrling  Joseph Seemann * aus Aschbach seine Auswanderungs-Genehmigung. Seine Eltern waren der Handelsmann Joseph Seemann und Elise, geborene Roman, wohnhaft Aschbach Seestraße 12. Dessen Vater war offenbar der im Kataster von 1847 unter der Hausnummer 43b  eingetragene Viehhändler Joseph Seemann. Im Einwohnerbuch von 1929 finden wir gleich drei Seemänner wieder, nämlich den Gustav Seemann, Viehhandlung, Hs. Nr. 44, den Josef Seemann, Viehhandlung Hs. Nr. 41, und den Josef Seemann, Viehhändler und Gemeinde-rat, Hs. Nr. 39. Als Auswanderungsziel hat der junge Joseph Seemann Albany/New York angegeben. Dorthin hat es ja so um 1860 herum schon den „Farmer“ Eduard Gegner verschlagen, und deshalb können wir nur hoffen, dass es der junge Joseph Seemann auch zu Wohlstand gebracht hat....

Mit ihm enden die offiziellen Auswanderungslisten. Dass von den Behörden der Eine oder Andere übersehen wurde, zeigt uns am deutlichsten der Josef Dorbert. Der war am 5.Januar 1873 in Aschbach zur Welt gekommen. Erst zwei Jahre vorher, hatte sich sein Vater Leonhard hier niedergelassen, und bald darauf das evangelische Pfarr-Schulhaus erworben. In diesem, anno 1746 vom Marquart Carl Christoph Anton von Poelnitz „neu-erbauten“ Schulhaus, nebst Wohnung für den Kantor, etablierte dem Leonhard Dorbert sein Sohn Ludwig die allseits bekannte Konditorei und Kolonialwarenhandlung DORBERT. Sein Bruder Josef (*5.1.1873)   hingegen, etablierte sich in Amerika. Es ist nicht bekannt, in welchem Jahr der junge Mann Aschbach verlassen hat. Es darf jedoch als sicher angenommen werden, dass er in Amerika auf Verwandtschaft gestossen ist, denn wo anders als in Franklin Columbus/Ohio hätte ein George Dorbert  wohnen sollen?  Dem sein Geburtsdatum ist leider nicht überliefert, man weiß nur, dass er 1846 in Franklin Columbus/Ohio die Margaretha Lauk geheiratet hat. Ein Jahr später erblickte der Sohn George das Licht Ohio`s, und aus diesem strammen Burschen wurde ein Hufschmied. Der heiratete die 1858 in „Prussia“  geborene Sophia. Die schenkte ihrem George die Kinder: Albert (*1872), Flora (*1873) und Lillie (*1880).

Der jüngere  Sohn des George Dorbert wohnte ebenfalls in Franklin Columbus/Ohio, und das war der 1851 geborene John Dorbert. Der war von Beruf Zigarrenmacher, und mit der 1852 in „Prussia“ geborenen Henrietta verheiratet. Die schenkte ihm die Kinder: Emma (*1874), Mary (*1877) und Joseph (*1880)

In Baltimoore/Maryland lebten zwei weitere Gebrüder Dorbert, nämlich  die Familie des Haushaltswaren-Händlers Frank Dorbert. Der war 1835 in Bayern geboren, und verheiratet mit der Kunigunda, die 1845 ebenfalls in Bayern geboren war. Die Kinder aus dieser Ehe wurden sämtlich in Baltimoore geboren: George(*1864), Sebastian (*1869), Barbara (*1975) und Frank (*1878).

Der Bruder George Dorbert war1842 in Bayern geboren, ebenso wie seine gleichaltrige Frau Kunigunda.  Auch er war Haushaltswaren-Händler, und zu seinem Haushalt gehörten die Kinder: Kunigunda (*1865), Maggie (*1876)und Casper (*1878). Dazu der 26jährige, deutschstämmige Angestellte Louis G.Geisler.

Von unserem Josef Dorbert aus Aschbach hören wir letztmalig im Jahr 1898 etwas. Diese Nachricht stammt aus Stonebruck, und kein Mensch weiß, wo er das suchen soll auf der Landkarte. Das ist aber nicht weiter tragisch Freunde, denn Glück gebracht hat das Nest unserem Auswanderer nicht. Der ist nämlich dort am 23.7.1898 verstorben. Das heißt, älter wie 25 Jahre ist der junge Mann nicht geworden. Mit ihm enden nun aber unsere Auswanderunslisten.

Oder auch nicht? Nicht ganz Freunde, denn es gab noch einige weitere Amerika-Fahrer, von denen aber nur äußerst spärliche Aufzeichnungen gibt. Vergessen sollen sie trotzdem nicht werden. Von den Geschwistern  Christoph Engert  (22.7.1848) und Katharina Engert weiß man lediglich, das sie nach Amerika ausgwandert sind.

Auch die Barbara Christel (*24.2.1867), Tochter des Jacob Christel und seiner Frau Elisabetha, geborene Weichselbaum, ist nach USA ausgewandert. Ihre  Heimatadresse lautete:  Aschbach Heimgasse (Federwischgass`) Nummero 3. Das bedeutet schlichtweg, die Auswanderin war eine Tochter vom Huf-und Wagenschmied Christel.

In der Zeit nach dem I. Weltkrieg hat erneut eine Auswanderungswelle eingesetzt. Mann weiß, dass der Heinrich Metzler (*30.12.1903) seinen Heimatort verlassen hat in Richtung Florida. Ebenso seine Schwester Betty (*18.4.1912) die sich mit ihrem Ehemann in New York ansiedelte. Bei der Volkszählung anno 1880 lebte der 31jährige Charles Metzler als Farm Arbeiter in  Santa Clara/California. Seine 30jährige Ehefrau Anna, stammte wie er aus „Germany.“ Das Paar hatte zwei kleine Söhne: Carl und Freddie. Der ältere war 1 Jahr alt, der kleine 2 Monate. Ob unsere Aschbacher Metzler mit denen aus Californien verwandt waren, lässt sich nicht mit Sicherheit klären.

In vielen Fällen ist der Kontakt zwischen zwischen Auswanderern und Daheimgebliebenen abgerissen. Deshalb wissen wir von der Margaretha Stütz (*3.11.1901), Tochter des Johann Stütz und seiner Frau Katharina aus Ziegelsambach, nur, dass sie nach USA ausgewandert ist...

 

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